Event • Retro Mobile Paris • 2016

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Vom 3. – 7. Februar fand an der Porte de Versailles im Parc des Expositions wieder der internationale Messestart ins Jahr 2016 statt. (Bild 1)

Zwar gab es Mitte Januar schon die Interclassis Maastricht in den Niederlanden, doch Paris ist da schon eine andere Hausnummer und über die Bremer Classic Messe könnt ihr den Bericht von Frank lesen:
Clubfreund Chris Kramer und ich hatten uns am Mittwoch, den 3. Februar um 08:00 Uhr bei ihm zu Hause in Rösrath verabredet, um dann nach Köln zu fahren, wo der THALYS Hochgeschwindigkeitszug um 08:44 Uhr starten sollte, um dann exakt 12:05 Uhr in Paris einzulaufen und um es vorwegzunehmen, im Gegensatz zur Deutschen Bahn klappte es hier.

Der kurze Stopp in Lüttich war schon gespenstisch, ein abgesperrter Thalys-Bahnsteig mit Militär in Kampfanzügen und Maschinenpistolen auf dem Bahnsteig, die Angst vor einer Anschlagswiederholung war mit den Händen zu greifen.

Bei der Ankunft in Paris wurden wir schon für die Rückfahrt informiert, auf jeden Fall spätestens 20 Minuten vor der Abfahrt am Zug zu sein, um sicherheitstechnisch entsprechend „abgeklopft“ zu werden, wie sonst nur auf Flughäfen üblich.

Mit der U-Bahn ging es zum Hotel Oceania direkt an der Messe, unser preiswerteres Hotel an der anderen Messeseite befand sich gerade in Renovierung, und nach dem Einchecken stürzten wir uns sofort in den Messetrubel, auch hier wieder Kontrolle wie am Flughafen, aber die Retro hatte am 1. Tag bis 22:00 Uhr geöffnet.

An den Preis von 10€ für ein großes Bier auf der Messe muss man sich erst wieder gewöhnen, da war mit in dem Restaurant beim Hotel um die Ecke der halbe Liter Rotwein für 8€ dann doch lieber und das Essen war außerdem noch vorzüglich.

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Beginnen möchte ich meinen Messebericht mit einem absolut „wahnsinnigen“ Fahrzeug.
Ausgedacht als Geschwindigkeitsrekordwagen 1905 kam der Fiat Isotta-Fraschini nie zum Einsatz, geplant mit zwei 4-Zylindermaschinen als Reihenachtzylinder.
Heute beherbergt die riesige Motorhaube einen 250PS starken V6V Sechszylinder Flugmotor mit 16,5 Litern Hubraum, der im 1. Weltkrieg sowohl in Bombern wie auch in Luftschiffen genutzt wurde (Bild 2 + 3).

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Bei Hans Kleissl auf dem Stand waren diesmal ganz besondere Ausstellungsstücke zu sehen, so der erste 300 SL Roadster Prototyp, der sein Kennzeichen von damals trug und auf dem Innenraumfoto kann man sehr schön die vielen Unterschiede zur späteren Serienausführung vergleichen (Bild 4 + 5).

David Douglas Duncan, dessen schwarzer Flügeltürer zum 100sten Geburtstag des berühmten Fotografen gleich daneben zu bewundern war, hatte damals die ersten Fotos des Roadsters im Sommer 1956 bei der geheimen Alpen-Versuchsfahrt mit Uhlenhaut am Volant gemacht und in einer Bildreportage veröffentlicht, die heute weltbekannt ist.Der Erstbesitzer eines weiteren Roadsters bei HK war übrigens kein geringerer als Clark Gable.

Ganz ausgezeichnet ist jedes Jahr in Paris die Kunstscene vertreten und Herrmann Layher verriet mir, dass er immer ein Bild mit nach Hause nimmt, im Museum ist ja genug Platz.

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Mich begeisterte die Wiedergabe eines roten Flügeltürers mit Künstler davor (Bild 6), während der Besuchernachwuchs augenscheinlich von dem roten Kanistermann sehr angetan war (Bild 7).

Von unserem Clubliebling waren nur 3 Exemplare vertreten, gegenüber dem massiven Auftritt der 300SL wirklich wenig.

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Das als Sportroadster fertig gemachte Modell hatte fast nichts mehr mit dem Original zu tun (Bild 8) und der grüne 190SL von 1961 mit ganz schönem Motorraum „glänzte“ mit einer völlig falsch verarbeiteten Innenausstattung (Bild 9 + 10).
Hier wies das Preisschild stolze 145.000€ aus und am dritten Messetag hing tatsächlich ein Verkauft-Schild daneben.

Bei den 3 Auktionen ging nur ein‚ 61er 190 SL mit FGNR 20825 in Silber/Rot für 112.000€ weg.

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Fast vergessen in der Aufzählung hätte ich bald das babyblaue Tretauto von 1959, welches einen guten Gesamteindruck machte (Bild 11).

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Auf dem offiziellen französischen Mercedes-Benz-Clubstandareal gaben Modelle mit Stuttgarter Kennzeichen den Ton an, von denen mir neben dem 300 SL Roadster der rote 300 SC besonders zusagte (Bild 12).

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Der Club Mercedes-Benz 190 SL France war hier ebenfalls vertreten und Präsident Laurent Genin posierte mit mir für ein Revuefoto neben dem 3-teiligen Koffersatz aus der Fertigung von Laurent Nay (Bild 13).

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Neben diesem hätte ich auch gern den Mercedes-Benz Schreibtisch mit der 280 SE Heckklappe mitgenommen, doch hier wäre die Kapazität der Gepäckablage im Thalys vermutlich ausgereizt gewesen (Bild 14 + 15).

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Am Axel Schuette Stand überraschte mich ein Mercedes 28/95 Phaeton von 1914 mit seitlicher Holzbeplankung, wie ich es in der Art bei einem Sternträger noch nicht gesehen hatte (Bild 16).

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Bei I.D Classics war ein Flügeltürer in Aluminium-Ausführung mit der Kennung 043 statt 040 bei normalen Coupés in der Chassisnummer ausgestellt und zwar das einzige Alu-Coupé, welches eine Zertifizierung des Herstellers aufweisen kann.
Das Foto zeigt den Innenraum mit Nardi-Lenkrad des frisch restaurierten SL, der preislich irgendwo zwischen 8 und 9 Millionen Euro liegen soll (Bild 17).

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Da wir gerade beim Thema 300SL sind, möchte ich noch 2 Roadster auf dem Kienle Standareal besonders hervorheben.
Zum einen den DB 350 mittelblauen, Erstauslieferung an Kronprinz Konstantin, später König von Griechenland, mit dem er 1961 Jaqueline Kennedy durch den Hafen von Torkolimano chauffierte und zum anderen den schwarzen aus 1962 mit Erstlack und völlig originaler Innenausstattung wie black plate Nummernschild in US-Version (Bild 18 + 19).

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Ebenfalls aus Aluminium, aber in kleinerem Maßstab war die Flügeltürer-Karosserie, deren Größe durch die daneben stehende Rotweinflasche erlebbar wird (Bild 20).

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Apropos Rotwein, dieser spielte auch bei der gemütlichen Picknickrunde eine nicht unwesentliche Rolle, die sich mittig im Messegang niedergelassen hatte und sich’s Wohlsein ließ (Bild 21).
Ich glaube, eine solche Situation würde in Stuttgart oder Essen für erheblich mehr Aufmerksamkeit sorgen als dies in Paris der Fall war.

Fazit: Eine kleine aber sehr exklusive Messe mit hochwertigsten Fahrzeugen und exponierten Fachbesuchern wie Ausstellern aus aller Welt.
Beispiele: Allein 4 Ferrari 250 SWB waren im Angebot und wir sprechen hier bei jedem der 4 von mehr als 10 Millionen Euro. Bei den internationalen Besuchern möchte ich nur David Gooding, Arturo Keller und Paul Russell erwähnen.

Außerdem waren mit Artourial, Bonhams und RM gleich 3 der renommiertesten Auktionshäuser vor Ort.

Erklären kann ich das alles auch nicht, Paris ist einfach ein Phänomen.

Wilfried Steer