Tipps von Rolf • Der Schwappstopper

von Rolf Judaschke

Wahrscheinlich hat es bei den meisten Lesern wiederholt Kopfschütteln hervorgerufen, wenn der mit viel Mühe zum Glänzen gebrachte Lack und Stoßstangenchrom des 190 SL unterhalb des Tankstutzens durch ausgelaufenes Benzin bei der nächsten Ausfahrt schnell wieder mit einem unansehnlichen gelblichen Film verunstaltet wurde. Leider beseitigt der Austausch der Korkdichtung im Tankdeckel in den wenigsten Fällen das Problem, genauso wenig wie eine Teilbetankung, die obendrein mit einer Reduzierung der Reichweite einhergeht.

Umso mehr hatte die in der Revue 4/11 vorgeschlagene Lösung von Peter Tücking mein Interesse geweckt, bei der ein zweckentfremdeter, durchbohrter Benzinfilter in Kombination mit einer am Tankdeckel befestigten Gewindestange das Problem zu lösen verspricht. Dabei verschließt die konische Seite des durch Federkraft vorgedrückten Filters das Ende des unteren Tankfüllrohrs und blockiert damit den beim Fahren entstehenden Kraftstoffschwall deutlich unterhalb des eigentlichen Tankverschlusses. Die vorgeschlagene Lösung ist mit Sicherheit funktional, kostengünstig und mit den zweckentfremdeten Bauteilen (Gewindestange und Benzinfilter) einfach herzustellen.

Die hier vorgestellte Konstruktion, die den Vorschlag von Peter Tücking aufgreift, ist etwas aufwändiger und könnte dem ein oder anderen als Vorlage zum Selbstbau dienen. Der Schwappstopper besteht aus einer Edelstahl-Schubstange (1), an deren Ende sich ein M4-Gewinde (2) befindet, welches ca. 2 Umdrehungen in den Tankdeckel geschraubt und mit einer M4-Mutter (3) gekontert ist. Es ist empfehlenswert, diese Mutter zusätzlich mit Schraubensicherungslack zu sichern. Die konisch zulaufende Dichthülse aus Polyethylen (4) wird mit einer vorgespannten Druckfeder (5) an das Ende der Schubstange bzw. bei Verriegelung des Tankdeckels an das Tankstutzenrohr gedrückt, wobei der abgesetzte Teil der Schubstange (1a) zur Führung der Dichthülse dient. Das Eindringen des Kraftstoffes in den oberen Teil des Tankstutzens wird dadurch wirkungsvoll verhindert, die Entlüftung des Tanks jedoch nicht beeinträchtigt.
Schwappstopper Zeichnung

Kritisch, jedoch nicht anders lösbar, ist die Befestigung der Schubstange am Tankdeckel mit M4-Kontermutter, da sich unmittelbar hinter dem dünnen Abdeckblech der Schließzylinder des Tankdeckels befindet. Damit darf das Gewinde nur minimal in den Tankdeckel geschraubt werden, und beim Bohren (Bohrdurchmesser 3,3 mm) muss das Eindringen von Spänen vermieden werden. Die verwendete Feder ist ein Teil eines Federnstranges, wie er in Längen von 1 m im Federnhandel erhältlich ist (z.B. www.federnshop.com). Die Länge der Feder beträgt im entspannten Zustand L = 140 mm, der Innendurchmesser D = 4,4 mm, der Drahtdurchmesser d = 0,55 mm und die Steigung s = 2,5 mm.

Schwappstopper Bild

Es ist zu beachten, dass es nicht nur während der Produktionszeit des 190 SL unterschiedliche Tankdeckelvarianten mit unterschiedlichem Maß X zwischen der Korkdichtung (6) und dem Deckelgehäuse gab (näheres zur Ausführung der Tankverschlüsse ist unter „Fuel Caps“ auf der Internetseite der 190 SL Group USA unter www.190slgroup.com/tech/det_rear.htm zu finden), sondern auch heutzutage diverse Nachbauten am Markt sind. Letztlich bestimmt dieses Maß die erforderliche Länge der Schubstange und auch der Druckfeder. Im Fall des hier abgebildeten, laut obiger Internetseite ab dem 19. Januar 1959 serienmäßigen Tankdeckels mit Entlüftung beträgt das Maß X ca.10 mm. In gewissen Grenzen toleriert die obige Konstruktion jedoch Schwankungen des Maßes X.

Es ist anzumerken, dass der Schwappstopper nicht der Originalität des 190 SL entspricht, er jedoch nicht nach außen sichtbar ist. Dafür funktioniert er zumindest in meinem Fall perfekt, womit ich mich des lästigen Dauerputzens am Heck entledigt habe. Jeder mag selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist, Originalität oder Funktionalität.

Wer Interesse am Schwappstopper hat, darf sich gern bei mir melden ( wellenberg@gmx.de ).