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Jahrestreffen in Weimar – Thüringen

Thüringen – Wir kommen!

Bericht vom 38. Jahrestreffen des Mercedes-Benz 190 SL-Clubs vom 19. bis zum 21.August 2016

Bereits seit einer Woche sind wir von Hannover aus unterwegs, um uns an den Schönheiten Dresdens, des Elbsandsteingebirges bis hin zur  Oberlausitz oder an Wanderungen und Fahrten im sächsischen Elbland zu erfreuen. Für das Ende unserer absolut sonnigen und damit für uns Roadsterfreunde sehr geeigneten Urlaubswoche steht nun als Höhepunkt das 38. Jahrestreffen unseres 190 SL-Clubs an. Mit großer Vorfreude machen wir uns auf den Weg nach Weimar – dem diesjährigen Austragungsort.

Weimar? Weimar ist keine Weltstadt wie New York oder Paris. Weimar ist vielmehr eine beschauliche Kleinstadt an der Ilm im Thüringer Becken. Und natürlich kennen wir alle Weimar – hatte nicht die von der in Weimar tagenden Nationalversammlung erarbeitete Verfassung die Ausrufung der ersten parlamentarische Demokratie in Deutschland, die Weimarer Republik, am 9. November 1918 überhaupt erst möglich gemacht? Leider gehört auch das Konzentrationslager Buchenwald – eines der vielen Vernichtungslager des Hitlerregimes – zur Geschichte der Stadt.

Schauen wir aber auch zurück in die Jahre ab 1775. In diesen Jahren schlenderten Goethe und Schiller durch die verwinkelten Gassen. Auf den einladenden Plätzen dieser sympathischen Stadt konnte man zur richtigen Zeit viele weitere „Schön- und Weltgeister“ treffen: Cranach und Bach, Wieland und Herder, Liszt und Strauss, später auch Nietzsche und Feininger und viele mehr. Fast alle kamen zuerst nur für einen kurzen Aufenthalt nach Weimar – blieben aber für Jahre und Jahrzehnte. So wurde die kleine Provinzstadt zu einem Mittelpunkt deutscher Kulturgeschichte. All dies war möglich, weil die Großherzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach weniger Kunst als denn lieber „besondere Menschen sammelten“.

Sammler sind zumeist Enthusiasten und die Freunde des Mercedes-Benz 190 SL darf man wohl auch zu der Gruppe der besonders begeisterungsfähigen Menschen zählen. Und so war die Tiefgarage des Hotels Leonardo in Weimar bereits mit etlichen 190 SL und anderen Mercedes-Benz Klassikern gefüllt, als auch wir am Freitagvormittag eintrafen. Mit großem Hallo und viel Freude darüber, sich wiederzusehen, übernahmen wir von Marianne und Gerd Rothe am Empfang unsere Unterlagen, bezogen unser Zimmer und trafen uns in froher Runde zu einem ersten kühlen gemeinsamen Getränk auf der Terrasse des Hotels. Mittlerweile war auch unser Sohn Leonard mit seiner Freundin Franziska eingetroffen. Beide hatten sich bereit erklärt, bei den vielen immer wieder anfallenden Aufgaben (Organisation der Tiefgarage, Durchführung der Durchgangskontrollen usw.) zu helfen. Das Wetter stimmte und auch die diesjährigen Veranstalter, Constanze und Andreas Ramm, gesellten sich für eine kurze Zeit mit dazu. Aber schließlich nahm die Anspannung, ob denn alles wie geplant klappen würde, wieder Besitz von den beiden, so dass es sie erneut in die Rezeption zur Begrüßung weiterer Anreisender zog.

Noch am selben Nachmittag, und der Freitag erwies sich u. E. als die richtige Wahl, konnte in einer zügig durchmoderierten Jahreshauptversammlung unser gesamter Clubvorstand für eine weitere 2-jährige Amtszeit erneut und jeweils einstimmig (!) bestätigt werden. So möchten wir an dieser Stelle allen Vorstandsmitgliedern, voran Wilfried Steer und Frank Erbeck, herzlich gratulieren und ihnen sowie allen anderen Vorständen für ihr großes Club-Engagement (ich hoffe im Sinne aller) im Namen der Clubmitglieder herzlich danken. Als einziger Wermutstropfen blieb der Beschluss einer Erhöhung der Jahresgebühr von 75,00 auf 90,00 Euro – aber auch hier war das Votum eindeutig, den wachsenden Kosten durch die Messeauftritte des Clubs und durch die hervorragend gestaltete Club-Revue im neuen Format etwas entgegensetzen zu müssen.

Pünktlich um 18:30 Uhr ging es dann z. T. mit einem Oldtimerbus zum rustikalen Abend in die „Alte Remise“ im Kammergut Tiefurt. Auf die Frage, wann denn dieser Bus in Weimar gelaufen sei, gab der Fahrer an: „…in den Siebzigern“. Auf die Frage des nächsten einsteigenden Fahrgastes nach dem Baujahr des Buses hieß es auf einmal: „…1984“. Na gut, dieses Mysterium lässt sich von hier aus nicht mehr aufklären.

Angekommen in der „Alten Remise“ ließen es sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei herrlichem Wetter, drinnen und draußen, und mit einem vielfältigen und reichhaltigen Buffet gut gehen. Stets brachte eine zackige Bedienung frische Getränke an den Tisch oder konnte u. a. auch ein leckerer Flammkuchen aus dem Ofen oder eine Thüringer Bratwurst vom Grill geholt werden. Constanze, Andreas und Frank nutzten zwischendurch die Möglichkeit, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal willkommen zu heißen. In einem ersten Briefing informierten Sie über den Ablauf der Ausfahrt des nächsten Tages und gaben noch so manchen weiteren hilfreichen Hinweis zum Programm. “Ganz leckeres Essen, sehr gutes Personal, man fühlt sich rundherum wohl.” – so lautete das einhellige Urteil aller Beteiligten. Wir haben den Abend sehr genossen, viele schöne Benzin-/Gespräche geführt, alte Bekanntschaften erneuert und noch lange nach unserer Rückkehr an der Hotelbar verweilt. Dieser Abend war eine sehr schöne Einstimmung auf den nächsten Tag und auch die Wettervorhersage versprach beinahe Sonne satt. Was sollte uns also bekümmern?

Am nächsten Morgen, den Ausfahrt-Samstag, machte sich schon früh Unruhe im Hotel bemerkbar. Der Motor lief bei manch einem bereits deutlich vor der Startzeit um 9:00 Uhr und die Tiefgarage leerte sich zügig. Wilfried ließ es sich in seiner frisch bestätigten Präsidentenrolle nicht nehmen, persönlich allen Startenden eine gute Fahrt zu wünschen und hatte häufig Mühe, seine Wünsche den vielen zeitgleich Startenden noch angemessen zuzurufen. Nach Abfahrt des letzten Fahrzeuges schwang er sich zusammen mit Frank, Constanze, Andreas, Leonard, Franziska, Hans-Jürgen Häveker und Thomas Hegenberg in die Begleitfahrzeuge, um die Durchfahrtkontrollen vorzubereiten sowie den Überblick über den Streckenverlauf und über evtl. heraufziehendes Ungemach in der Form von Tagesbaustellen oder ähnlichem zu behalten. Aber zunächst verlief alles wie geplant. Auf schönen Wegen verließen wir Weimar, passierten Bad Berka und München (!), querten Griesheim, tangierten Oberhof und das schöne Rennsteiggebiet und fuhren über Ohrdruf. Das perfekt vorbereitete Roadbook führte uns ohne Schwierigkeiten nach rd. 100 km zur Mittagsrast am Tobiashammer in Luisenthal.

Die vor mehr als 500 Jahren erbaute wasserradbetriebene Schmiedeanlage „Tobiashammer“ zählt nach umfangreicher Restaurierung zu den wertvollsten Industriedenkmälern Thüringens. 5 groβe, heute noch funktionstüchtige Fallhämmer, Walzwerk, Pochwerk, Schleifwerke und Glühöfen werden durch 4 überdimensionale Wasserräder angetrieben. Eine besondere Attraktion ist eine der größten Dampfmaschinen Europas. Alle Teilnehmenden durften nach einer Stärkung sämtliche Anlagen besichtigen und erhielten von einem ehemaligen Hüttenarbeiter viele interessante Informationen. So stammt die Dampfmaschine von der Maxhütte Unterwellenborn und ist eine 1985 stillgelegte Zwillings-Tandem-Reversier-Großdampfmaschine mit einer Gesamtmasse von 305 t und einer Leistung von 12000 PS.

Als es nun weitergehen sollte, stand eine etwas angestrengte Constanze am Parkplatzausgang, denn das Orga-Team hatte während der Mittagspause Änderungen im Streckenverlauf vornehmen müssen. Eine spontane Demonstration in Egstedt mit resultierender Vollsperrung der Ortsdurchfahrt ohne Alternative brachte den geplanten Ablauf durcheinander. Jedes Team bekam nun in einer 1:1 Beratung die notwendigen Informationen zur großräumigen Umfahrung des Hindernisses – sicher hatte Constanze Fusseln am Mund, nachdem das letzte Fahrzeug den Parkplatz verlassen hatte. Auch Dank Andrea Andres und Rolf Judaschke, die sich sofort zur Übernahme eines Streckenpostens an einem neuralgischen Punkt der Umleitungsstrecke bereit erklärten, hat am Ende alles gut geklappt. Alle Fahrzeuge liefen pannenfrei nach weiteren rd. 60 km Ausfahrt bei der Firma Senger & Kraft, größter Mercedes-Benz Partner in Thüringen, ein. Dort warteten nicht nur schon ein leckeres Kaffee- und Kuchenbuffet und Fritz Wallner in der Dialogannahme zur technischen Beratung auf alle Beteiligten sondern auch die 4. Durchfahrtkontrolle (DK).

Nachdem bei der DK 1 durch Handauflegen die Temperatur der Motorhaube benannt, bei der DK 2 die Scherenschnitte berühmter und bekannter Persönlichkeiten identifiziert und bei der DK 3 am Tobiashammer geschätzt werden musste, wie viel Liter Inhalt ein Gefäß hat, das aus einem 20 kg schweren Kupferblock getrieben werden kann, kam es bei der DK 4 auf die Geschicklichkeit an. Hier galt es, insgesamt 5 Tennisbälle (Andreas hätte sich das aber auch mit Bierdosen vorstellen können) in ein nur mit einer kleinen Öffnung versehenes Zelt aus definierter Entfernung zu befördern. Dazu wurden die unterschiedlichsten Techniken angewendet, die aber längst nicht alle zum Ziel führten. Unseren nur bescheidenden Erfolg schrieben wir den schwierigen Windverhältnissen zu. Schon jetzt zeichnete sich ab, dass das Auswertungsteam, Christel und Friedhelm Burghardt, noch fleißig werde rechnen müssen, um später am Abend die Sieger küren zu können.

Zurück im Hotel nutzten viele die Zeit zum Ausruhen, bereits um 19:00 Uhr trafen wir uns aber alle wieder. Pünktlich zum Sektempfang vor dem Galaabend erschienen die Clubfreunde in festlicher Kleidung und nahmen im Anschluss ihre Plätze an den Tischen ein. Nach einem launigen Grußwort des Präsidenten und einer heiteren Ansprache der diesjährigen Ausrichter Constanze und Andreas wurde das Buffet eröffnet. Auch hier wurde nicht gekleckert und das Hotel Leonardo präsentierte sich und seine Küche von hervorragender Seite. Und so dauerte es nicht lange, bis die Band zum Tanz aufspielte. Innerhalb weniger Augenblicke füllte sich auch schon die Tanzfläche  – und wir nehmen an, dass durchaus viele froh waren, das eine oder andere Verdauungstänzchen wagen zu können. Um 23:15 Uhr war es dann soweit, Frank und der neue Mann im Haus Wallner, Rouven Genz, schritten zur Übergabe der von der Firma Wallner Classics gestifteten Pokale. In lockerer Atmosphäre wurden nun die Sieger der Prüfungsaufgaben, in der Gästewertung und in der Wertung für die 190 SL-Teams, ausgerufen. Zahlreiche überraschte und stolze Gesichter fanden sich unvermittelt auf der Bühne wieder. Die Freude der Prämierten war jeweils groß und vermutlich stehen die Pokale schon in den heimischen Vitrinen!

Eine besondere Würdigung erfuhren aber Constanze und Andreas. Der Dank aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ein absolut gelungenes Jahrestreffen schlug sich in einem massiven Applaus für die beiden nieder. Ich glaube, wenn wir sie richtig bitten würden, gäbe es eine gute Chance auf ein weiteres Jahrestreffen in Thüringen in den nächsten Jahren… Für uns endete der Abend erst in den frühen Morgenstunden.

Am Sonntag bestand nach einem ausgiebigen Frühstück noch die Möglichkeit zu einer Stadtbesichtigung in Weimar. Da die Jahreshauptversammlung bereits am Freitag durchgeführt wurde, konnten nun alle Interessierten am Stadtrundgang teilnehmen. Auf den Spuren Goethes und Schillers wandelnd, lernten wir dabei aber u. a. auch, dass das Staatliche Bauhaus 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet wurde. Nach Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte. Nach einem 2-stündigen Rundgang mit einem sehr engagierten Fremdenführer und um viele Wissensaspekte und Eindrücke aus der UNESCO-Welterbe Stadt Weimar reicher, endet das 38. Jahrestreffen des Mercedes-Benz 190 SL-Clubs. Mit etwas Wehmut – aber auch mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck – traten wir, wie auch alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Heimreise an. Unser Treffen in Weimar war sehr schön und wir freuen uns bereits jetzt auf das 39. Jahrestreffen am dritten Augustwochenende 2017 in Ulm.

Herzlichen Dank an Constanze und Andreas und an alle fleißigen Helferinnen und Helfer des Orga-Teams – das habt ihr gut gemacht!

Sonja und Michael Sternberg