Club • Events • Oldtimer Meeting Baden-Baden
In diesem Informationsblock informieren wir Sie über die vom Veranstalter durchgeführten und in der 190 SL publizierten Events.
Bitte beachten Sie, dass die nachfolgende Auflistung ggf. noch nicht vollständig ist.
Wir danken Ihnen für Ihre Interesse und wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.
Ihr
Frank Erbeck
Mercedes – Benz 190 SL Club e.V.

Events • tabellarische Auflistung
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- Club • Event • Oldtimer Meeting Baden Baden • 2022
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Oldtimer Meeting in Baden-Baden legt die Corona-Fesseln ab
Oldtimer Meeting in Baden-Baden • Beitrag
Selbst vielen Autokennern ist nicht bewusst, dass Baden-Baden eine Automobilhochburg war bzw. ist. Bereits im Jahr 1887 hatten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in Baden-Baden ihre von einem Benzinmotor angetriebene Draisine präsentiert.
Und acht Jahre später wurden in Gaggenau mehrere hundert Fahrzeuge des legendären „Orient-Express“ (Bild 1) gefertigt.
Bild 1 Die Anfänge des Automobilbaus in dieser Region sind mit dem Namen des Erfinders und Konstrukteurs Joseph Vollmer verbunden. Vor 101 Jahren wurde in Baden-Baden auf Initiative des Zigarettenherstellers Robert Batschari das erste Baden-Badener Automobilturnier veranstaltet. Die „Robert-Batschari-Fahrt“ war die erste Motorsportveranstaltung in Deutschland. Dieses Rennen endete 1925 mit einem vierfachen Triumph für Mercedes. (Bild 2).
Bild 2 Daneben gab es in den 20er Jahren viele unterschiedliche Rennen, die ihren Ausgangspunkt in Baden-Baden hatten. Die berühmte Fahrt „2000 km durch Deutschland“ hat auch in Baden-Baden ihren Ursprung. Verbunden damit war damit bereits ein Concours d’Elegance, was gewissermaßen als Keimzelle des heutigen Oldtimer-Meetings angesehen werden kann. Dieses hatte im Jahr 1976 als kleine Liebhaberveranstaltung mit 35 Fahrzeugen begonnen und hat sich im Laufe der Jahre zu einem der schönsten Oldtimer-Events in Deutschland entwickelt.
70 Jahre Mercedes-Benz
In diesem Jahr war Mercedes-Benz als Ehrengastmarke vertreten. Anlass war die Vorstellung des ersten straßentauglichen Rennsportwagens mit der Bezeichnung „SL“ im Jahre 1952, der gleich nach der Vorstellung als 300 SL (W 194) reihenweise Erfolge auf vielen Rennstrecken sammelte. (Bild 3).
Bild 3 Der Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen am 14./15.Juni 1952 in Le Mans trug dazu bei, den Mythos „300 SL“ zu begründen. Dazu trug auch der vierfache Triumph beim Großen Jubiläumspreis für Sportwagen vom Nürburgring am 3.August 1952 bei. Die Mercedes-Benz Piloten Lang, Kling, Rieß und Helfrich belegten die vier ersten Plätze. (Bild 4),
Bild 4 Zwei Jahre später wurde der 300 SL Seriensportwagen (W 198) präsentiert, der wegen seiner ungewöhnlichen Türen bald als „Flügeltürer“ bezeichnet wurde. Der 300 SL wurde 1999 von einer Jury aus Fachjournalisten zum „Sportwagen des Jahrhunderts“ gewählt.
Die weiteren SL-Modelle sind heute Ikonen der Sportwagengeschichte von Mercedes-Benz. Im Jahr 1955 wurde der 190 SL als „kleiner Bruder“ des 300 SL präsentiert, der als sportlicher Reisewagen mit hoher Alltagstauglichkeit angeboten wurde. Damit gab es zum ersten Mal zwei unterschiedliche SL-Baureihen auf dem Markt. 1963 wurde die „Pagode“ (W 113) präsentiert; das zunächst umstrittene Design stammte von Paul Bracq. (Bild 5).
Bild 5 Diesem Modell war die Aufgabe zugefallen, sowohl den Rennsportwagen 300 SL als auch den 190 SL abzulösen. Trotz dieser „Kompromisslösung“ wurde die Pagode ein großer Erfolg – die Form ist auch heute noch ein echter Hingucker. 1971 kam dann das heute legendäre Sportcoupé R 107 auf den Markt, welches in verschiedenen Versionen 18 Jahre lang gebaut wurde. 1989 wurde der R 107 dann von dem von Bruno Sacco entworfenen R 129 abgelöst, der wegen seiner markanten Keilform geradezu als automobile Skulptur angesehen werden kann. Diese fünf klassischen SL-Modelle sind übrigens in der „AutoBild Klassik“ 9/2019 ausführlich vorgestellt und gewürdigt worden.
Alle diese Modelle waren bei dem Oldtimer-Meeting vor der Trinkhalle ausgestellt. (Bild 6).
Bild 6 Die Firma Wackenhut, die die Mercedes-Benz Niederlassung in Baden-Baden vor langer Zeit übernommen hat, hatte diese Schau inszeniert und zugleich als Plattform genutzt, um den neuen Mercedes-AMG SL 63 vorzustellen.
Im Rahmen dieser Sonderschau vor der Trinkhalle erweckte ein ganz besonderes Modell des 190 SL mein Interesse, welches dort von Holger Göpfert präsentiert wurde. (Bild 7).
Bild 7 Da schaute man doch etwas ungläubig in den geöffneten Motorraum und entdeckte dort einen Sechszylinder-Motor … und das in einem 190 SL? (Bild 8).
Bild 8 Dieser Wagen war 1991 bereits mit einem derartigen Motor aus den USA reimportiert worden. Nachdem Holger Göpfert dieses Auto 2006 erworben hatte, beschloss er, das Auto komplett neu aufzubauen und mit einem M 127 2,20 SE-Motor auszurüsten. Dieser Motor besitzt keinen Vergaser, sondern eine Einspritzpumpe. Nach acht Jahren harter Arbeit war es geschafft – ein 220 SL, der mit dem kraftvollen und seidenweich laufenden Motor eine ganz neue Welt des Fahrens mit einem „190 SL“ erschließt. Leider ist solch ein Fahrzeug im Werk nie zur Serienreife entwickelt worden. In der Club-Revue 4/2019 hat Holger Göpfert übrigens ausführlich die Entstehungsgeschichte dieses besonderen Autos beschrieben.
Concours d’Elegance
In diesem Jahr hatte das 45.Oldtimer Meeting die letzten Corona-Fesseln abgelegt (wie es der Veranstalter Marc Culas formulierte). Was 1976 als kleine Veranstaltung begonnen hatte, hat sich mittlerweile zu einem der schönsten Oldtimer-Treffen in Deutschland entwickelt. In der malerischen Kulisse des Kurparks von Baden-Baden trafen sich über 300 Oldtimer-Liebhaber, um ihre automobilen Schmuckstücke zu präsentieren. Es fällt schwer bzw. ist unmöglich, diese ganze Fülle hier auch nur annähernd zu beschreiben. Ich greife drei besonders interessante und sehr seltene Fahrzeuge heraus:
Das Highlight des diesjährigen Meetings war sicherlich der Mercedes 710 SS Kompressor aus dem Jahr 1930, dessen Karosserie von der Firma Saoutchik in Paris stammte. (Bild 9).
Bild 9 Saoutchik galt als bedeutendster Vertreter des „Barock-Stils“ im franzöischen Karosseriebau der 1930er und 1940er Jahre. Von diesem Typ wurden während des Produktionszeitraumes von nur zwei Jahren ganze 111 Exemplare hergestellt. Der Sechs-Zylinder-Reihenmotor leistete aus über 7 Litern Hubraum 200 PS. Damit erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h. Dieses Auto war als Leihgabe des Musée National Automobile der Gebrüder Schlumpf aus Mulhouse im Elsass nach Baden-Baden gekommen. Fritz Schlumpf hatte 1967 mit der Restaurierung begonnen und das Auto seinerzeit gelb lackieren lassen. Erst bei der erneuten Restaurierung ab 2001 wurde die ursprüngliche Farbgebung entdeckt und wiederhergestellt.
Ein besonderer Klassiker aus den USA zog die Blicke der Zuschauer an: ein Auburn Supercharged Speedster Boattail Cabriolet aus dem Jahre 1935. Für viele gilt dieses Modell als eines der schönsten Autos der 30er Jahre überhaupt. Mit der eleganten geschwungenen Linienführung und dem – dem damaligen Zeitgeschmack entsprechenden – Heck, welches an ein Boot angelehnt ist, ist er auch heute noch ein echter Hingucker (Bild 10).
Bild 10 Für das Design war seinerzeit Gordon Buehrig verantwortlich. Der Achtzylinder-Reihenmotor holte aus 4,5 Liter Hubraum 150 PS, was dem Wagen trotz des Gewichtes von 1,8 Tonnen eine Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h ermöglichte. Übrigens hat Marlene Dietrich 1935 in dem Film „Desire“ ein gleiches Modell in cremeweiß gefahren. Dieses Auto der Dietrich war bei den ClassicDays auf Schloss Dyck im Jahr 2013 zu bewundern.
Ein Auto, an dem viele Besucher vorbeigingen, erweckte mein besonderes Interesse. Es handelt sich um einen perfekt restaurierten Tatra 603-2 aus dem Jahr 1965. Dieser Oberklassewagen des tschechischen Herstellers setzte die Tradition der stromlinienförmigen Formgebung der Tatra-Fahrzeuge fort. (Bild 11).
Bild 11 Von 1956 bis 1975 wurden 20.422 Exemplare dieses Typs zum großen Teil noch in Handarbeit gefertigt, wobei der Typ 603 einer stetigen Modellpflege unterzogen wurde. Eine Besonderheit ist der im Heck eingebaute luftgekühlte V 8-Motor, der aus 2,5 Liter Hubraum 105 PS holte und damit eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 170 km ermöglichte. Im Gegensatz zu diesem sportlichen Triebwerk war das Fahrwerk eher traditionell ausgelegt; durch die Heckmotor-Bauweise war das Fahrzeug seitenwindempfindlich und neigte zum Übersteuern. Der vordere Kofferraum war recht klein, während der Motor im breiten Heck fast verschwand – zumindest war er dadurchvon allen Seiten aus sehr gut zugänglich. (Bild 12).
Bild 12 Der Tatra wurde im gesamten Ostblock als repräsentatives Oberklasse-Fahrzeug vorzugsweise von hochrangigen Personen, Regierungsmitgliedern und Funktionären genutzt.
Insgesamt waren in diesem Jahr in Baden-Baden 81 verschiedene Marken vertreten, darunter auch seltene Exoten wie Talbot-Lago, Salmson, Packard oder Stanley. Daneben gab es im Kurpark natürlich viele unterschiedliche Mercedes-Modelle zu bewundern; auch Sportwagen der Marke Porsche waren zahlreich vertreten. Ein besonders gut restauriertes Exemplare des Typs 356 gefiel mir ganz besonders. (Bild 13).
Bild 13 Wie in jedem Jahr waren auch viele Rolls-Royce-Modelle angereist. Beim Eintritt erhielt jeder Besucher ein sehr schön gestaltetes Programmheft mit vielen interessanten Informationen.
Abgerundet wurde das Oldtimer-Meeting mit einem Jazzkonzert, einer Modenschau vor der Trinkhalle, italienischer Musik, der traditionellen Heißluftballon-Show vor dem Kurhaus (Bild 14) und einem Konzert der Stargeigerin Farida Rustamova (Bild 15).
Bild 14 Bild 15 Auch in diesem Jahr gab es wieder zwei Ausfahrten, von denen die erste durch den Schwarzwald (über die Schwarzwaldhochstraße) und die zweite durch die malerische Landschaft des Elsass führte. Am Sonntagnachmittag wurden dann wieder 120 Pokale im automobilen Schönheitswettbewerb verliehen – darunter übrigens auch ein Preis „Oldtimer & Hund“ für den lustigsten Hundebeifahrer!
Das nächste Oldtimer-Meeting findet im nächsten Jahr vom 7. bis 9.Juli 2023 im Kurgarten statt. Anmeldungen sind ab Ende Dezember 2022 möglich. Ein Geheimtipp: Von Baden-Baden ist es nicht allzu weit zum Musée National Automobile der Gebrüder Schlumpf in Mulhouse (s.o.).
Wolfgang Hackenberg
Bilder
Bild 1 Bild 2 Bild 3 Bild 4 Bild 5 Bild 6 Bild 20 - Club • Event • Oldtimer Meeting Baden-Baden • 2022
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Oldtimer Meeting in Baden-Baden legt die Corona-Fesseln ab
Beitrag • Vorwort
Selbst vielen Autokennern ist nicht bewusst, dass Baden-Baden eine Automobilhochburg war bzw. ist. Bereits im Jahr 1887 hatten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in Baden-Baden ihre von einem Benzinmotor angetriebene Draisine präsentiert.
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- Club • Event • Oldtimer-Meeting Baden-Baden • 2021
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Beitrag
Vom 16. bis 18.Juli 2021 fand in Baden-Baden wieder das traditionelle Oldtimer-Meeting statt, nachdem im vergangenen Jahr die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Auch in diesem Jahr war lange nicht klar, ob die Veranstaltung durchgeführt werden konnte. Sinkende Inzidenzzahlen, das weitläufige Gelände um das Kurhaus und ein beträchtlicher organisatorischer Aufwand haben es dann doch möglich gemacht.
(1) Marc Culas und sein Team hatten es geschafft, trotz dieser Schwierigkeiten wieder eine tolle Veranstaltung auf die Beine (oder besser: auf die Räder) zu stellen. Für die Stadt Baden-Baden war die Veranstaltung ein Glücksfall – der Geschäftsführer der Bäder- und Kurverwaltung Stephan Ratzel sagte: „Das dreitägige Treffen bietet die Chance, dass Menschen wieder zusammenkämen. Genau dafür seien das Kurhaus und die Trinkhalle schließlich einmal entstanden. Das Meeting ist ein toller Startschuss nach einer schwierigen Zeit.” [BNN vom 19.Juli 2021]
Diese Veranstaltung ist eigentlich ein Concours d’Elegance – und bei 300 Fahrzeugen wird eine riesige Vielfalt geboten: Vom 120 Jahr alten dampfgetriebenen Personenwagen bis hin zu eleganten Straßenkreuzern und rassigen Rennwagen ist alles dabei. Aber auch Kleinwagen und Gebrauchsautos aus vergangenen Zeiten sind dabei. Gelegentlich wird das Oldtimer-Meeting auch als „schönstes Freilichtmuseum der Automobilgeschichte” bezeichnet. Unvergleichbar schön ist die traumhafte Kulisse um das Kurhaus und die Trinkhalle im Kurpark. Die Trinkhalle wurde 1839–1842 im Baden-Badener Kurgarten neben dem einige Jahre zuvor errichteten Kurhaus erbaut und ist mit ihrer imposanten Erscheinung und der 90 Meter langen Wandelhalle ein architektonisches Schmuckstück.
Wer geglaubt hatte, das Oldtimer-Meeting sei nur ein Schaulaufen der wertvollsten Oldtimer für ein exklusives Publikum, wurde an diesem Wochenende eines bessren belehrt. Für mich war es ein Anlass, einmal einen Blick zurück in die Anfänge dieser Veranstaltung zu werfen. Da kamen interessante und unglaubliche Dinge ans Tageslicht! Was vielen Zeitgenossen nicht bekannt ist: Baden-Baden hat eine lange automobile Historie wie kaum eine andere Stadt und ist dadurch auch in vielerlei Hinsicht mit der Marke Mercedes verbunden. Heute fast vergessen ist Joseph Vollmer, der am 13.Februar 1871 in Baden-Baden geboren worden war und sich nach dem Studium des Elektro- und Maschinenbaus mit der Konstruktion von Motorfahrzeugen beschäftigte. 1895 legte Vollmer dem Unternehmer Theodor Bergmann in Gaggenau Konstruktionspläne für den Bau eines motorgetriebenen Kraftwagens vor. Auf der Grundlage dieser Pläne entstand der (2) „Orient-Express”, von dem bis 1899 350 Stück gebaut wurden. Die ersten Modelle waren den Fahrzeugen von Carl Benz (!) nicht unähnlich. Allerdings war dieser Wagen kein wirtschaftlicher Erfolg. Das erste Modell des „Orient-Express” befindet sich übrigens heute im Unimog-Museum in Gaggenau! Aber die Automobilabteilung der Bergmann-Industriewerke wurde 1905 aus dem Unternehmen ausgegliedert und firmierte von da an als „Süddeutsche Automobilfabrik Gaggenau”. Damit war in Gaggenau der Automobilbau begründet, der bis zum heutigen Tag in dem dortigen Mercedes-Benz-Werk fortgeführt wird. Begründer dieser langen Tradition war Joseph Vollmer. Im Laufe seines Lebens entwickelte J.Vollmer weit über 400 Patente im Bereich der Fahrzeug- und Automobiltechnik. 1902 wurde Vollmer technischer Direktor der von Emil Rathenau ins Leben gerufenen „Neuen Automobil-Gesellschaft” (NAG) in Berlin. Er starb am 9.Oktober 1955 in Braunschweig.
Aber nicht nur durch den von Joseph Vollmer begründeten Automobilbau ist Baden-Baden eine Automobilhochburg. Bereits im Jahre 1887 präsentierten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach ausgerechnet in Baden-Baden ihre zwei Jahre zuvor gebaute und von einem Benzinmotor angetriebene Draisine. Vor genau hundert Jahren veranstaltete dann der Baden-Badener Zigarettenhersteller Robert Batschari im Oktober 1921 das erste Baden-Badener Automobilturnier. Batschari und die Stadt Baden-Baden versuchten damit, der Stadt nach den Folgen des Ersten Weltkrieges wieder mehr Attraktivität zu verleihen und damit wieder mehr Gäste in die Stadt zu locken. Die (3) Robert Batschari-Fahrt war die erste Motorsportveranstaltung in Deutschland und wurde von da an jedes Jahr ausgerichtet. Sie war zugleich eine Motorsportveranstaltung und ein Concours d’Elegance, also eine Schönheitskonkurrenz – und damit gewissermaßen zur Keimzelle des heutigen Oldtimer-Meetings, das seit 1976 stattfindet. Zu der Veranstaltung gehörten übrigens auch Geschicklichkeitsprüfungen (wie sie auch heute noch zu Oldtimer-Rallyes gehören), bei denen damals schon Frauen zugelassen waren – für die damalige Zeit eine unerhörte Sache!
In den zwanziger Jahren fanden dort viele unterschiedliche Rennen statt – es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, diese ganze Rennhistorie nachzuzeichnen! Es gab Tourenfahrten, Bergrennen, 300-Meter-Schnellfahrten, 1.000-Meter-Schnellfahrten, Straßenrennen. Auch die legendäre Ohne-Halt-Fahrt „2.000 km durch Deutschland” hat hier ihren Ursprung – 1933 und 1934 war Baden-Baden Start- und Zielpunkt dieses berühmten Langstrecken-Rennens, welches gewissermaßen als deutsches Pedant zur Mille Miglia ins Leben gerufen worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Veranstaltung von 1979 bis 2011 als Zuverlässigkeitsfahrt für Oldtimer wieder durchgeführt. Nach einem Versuch der Wiederbelebung im Jahre 2016 gibt es diese Veranstaltung heute nicht mehr.
Berühmte Rennfahrer wie Bernd Rosemeyer, Rudolf Caracciola, Hans Stuck, Manfred von Brauchitsch, Karl „Charlie” Kappler (der erfolgreichste Rennfahrer der 20er Jahre) und viele andere haben ihre Rennen in Baden-Baden ausgetragen und dabei Renngeschichte geschrieben. Hier sei nur ein Blick auf die Robert-Batschari-Fahrt vom 17. bis 24.Juli 1925 geworfen, die mit einem totalen (4) Triumph für Mercedes endete. Auf dem ersten Platz landete Rudolf Caracciola mit einem Mercedes 24/100/140 PS, der zweite Platz ging an Fritz Nallinger auf Mercedes 15/70/100 PS, der dritte Platz an Alfred Neubauer auf Mercedes 15/70/100 PS. Alles Namen, die man gut aus der Mercedes-Historie kennt! Der Mercedes 24/100/140 PS Modell K Rennsport-Tourenwagen von 1925 war der Begründer der legendären Familie der schweren Kompressorwagen (mit den Typen S, SS, SSK, SSKL), die das Renngeschehen über Jahre hinweg beherrschten. Im Jahr 1927 gewann der Schweizer Joseph Merz mit einem Bugatti Kompressor-Rennwagen 35B neben anderen Bergrennen auch das Bergrennen in Baden-Baden. Der Name BUGATTI verweist auf die im nahen Elsass gelegene Bugatti-Automobilfabrik. Neben den Mercedes-Rennwagen waren auch die Bugattis (nicht nur) in Baden-Baden äußerst erfolgreich.
Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Ausfahrt durch den Schwarzwald. Damit wurde an eine Tradition angeknüpft, die schon in den zwanziger Jahren begründet worden war. Die geplante Ausfahrt durch das Elsass musste leider wegen der durch Corona gegebenen Einreisebeschränkungen nach Frankreich abgesagt werden. Ersatzweise fand eine zweite Fahrt durch den Schwarzwald statt. Auf den Fahrten durch den Schwarzwald waren echte automobile Raritäten unterwegs. Am Donnerstag führte die Route u.a. nach Marxzell, wo im dortigen Fahrzeugmu
seum die Mittagsrast eingelegt wurde. Dort zog der (5) Bentley 3 ½ Litre aus dem Jahr 1933 die Blicke der Zuschauer auf sich. Bentley produzierte von 1921 bis 1931 eigenständig Super-Sportwagen. Nachdem die Firma 1931 durch den Konkurrenten Rolls-Royce übernommen worden war, produzierte Rolls-Royce ab 1933 die neuentwickelten Modelle Bentley 3 ½ Litre und 4 ¼ Litre. Eine weitere Rarität war beispielsweise ein roter (6) Facel Vega 2B von 1956, der von einem Oldtimerliebhaber aus Mönchengladbach gesteuert wurde. Der Facel Vega war ein luxuriöses zweitüriges Stufenheckcoupé mit vier Sitzplätzen, dessen erster Prototyp schon Anfang der 50er Jahre entwickelt worden war. Er hatte eine elegante Karosserie und einen amerikanischen Chrysler-V-8-Motor. Prominente Besitzer eines solchen Wagens waren z.B. der Maler Pablo Picasso und der Beatle Ringo Starr. Auch mit dem (7) FIAT Simca 6 CV Sport-Spezial von 1936 war eine echte Seltenheit dabei. Der Simca 6 CV war eigentlich ein in Lizenz hergestellter Fiat 508 Balilla. Dieser Wagen wurde in verschiedenen Versionen von 1932 bis 1937 gebaut.
Bei den Ausfahrten waren auch Mercedes dabei, so etliche 190 SL und einige 111er Coupés. Ebenso fuhren einige Rolls-Royce aus verschiedenen Baujahren mit, wie auch ein Cadillac aus dem Jahr 1941. Zwei ganz seltene Fahrzeuge sollen hier noch Erwähnung finden: eine goldfarbene sportliche Limousine (aus glasfaserverstärktem Kunststoff) (8) Peerless GT 2.2 von 1959 (Phase I). Dieser Wagen hatte die Mechanik des legendären Triumph TR 3 sowie eine moderne De-Dion-Hinterachse. Der Wagen hatte eine elegante Karosserie und eine Leistung von 156 PS, war aber teuer in der Herstellung. So entstanden innerhalb von drei Jahren nur 325 Stück. Es wird lange dauern, bis man wieder einmal so ein Fahrzeug zu Gesicht bekommen wird. (Dieser Hersteller hat nichts mit der gleichnamigen Peerless Motor Car Corporation[1] aus Cleveland in Ohio zu tun, die von 1900 bis 1930 Luxusfahrzeuge herstellte.) Ein ganz seltenes Fahrzeug konnten die Zuschauer bewundern: einen Lagonda V12 Spezial aus dem Jahr 1938 mit 200 PS – ein absoluter Luxuswagen (gebaut von der Lagonda Motor Company, die seit 1913 Fahrzeuge produzierte), der mit Rolls-Royce und Daimler konkurrierte, und von dem noch nicht einmal 200 Stück gebaut wurden.
Höhepunkt war natürlich die Präsentation von über 300 Oldtimern im Kur park, der Kaiser allee und vor der Trink halle – insgesamt über 120 Jahre versammelte Automobilgeschichte. Aus der Vielzahl können hier nur einige wenige vorgestellt werden. Darunter waren sehr seltene Fahrzeuge (die man sonst kaum zu Gesicht bekommt), allein 28 prächtige Rolls-Royce, viele unterschiedliche Mercedes-Modelle (insgesamt 56 Stück) – aber auch viele Alltagsautos, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg auf unseren Straßen unterwegs waren. Diesen hatte man ja lange keine Beachtung geschenkt- und so kommt es, dass ausgerechnet von diesen Modellen nur wenige überlebt haben. Einen Schwerpunkt bildeten Modelle aus den siebziger Jahren (ungefähr 40 Stück), häufig dekoriert mit poppigen Farben, Gebrauchsgegenständen aus jener Zeit, entsprechender Kleidung (Schlaghosen!), Flower-Power-Stimmung. Bei vielen Fahrzeugen trugen die Besitzer der Zeit entsprechende Kleidung – angefangen mit Frack und Zylinder, langen Kleidern aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts schottischem Kilt, bunter Kleidung aus den 60er und 70er Jahren … und … und .
Es ist nicht möglich, hier eine Auswahl der interessantesten Oldtimer zu präsentieren – dazu waren einfach zu viele unterschiedliche Fahrzeuge vertreten. Einer der schönsten war ein grüner (9) Mercedes 540 K Spezial Roadster aus dem Jahr 1938, der mit 180 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h erreichen konnte. (Übrigens hatte 1934 beim letzten Internationalen Baden-Badener Automobilturnier ein Mercedes 500 K Cabriolet als Sieger das „Goldene Band” gewonnen.) Daneben waren etliche Mercedes 190 SL und auch 111er Cuopés und Cabriolets vertreten. Ausgesprochen seltene Exemplare waren ein Talbot-Lago Sport von 1950 und ein Salmson S4 Sport von 1930. Wenn man an die „Alltagsautos” denkt, muss natürlich das (10) FORD T-Modell aus Amerika Erwähnung finden, das in mehreren Exemplaren vertreten war. Ein besonders schöner Wagen von 1909 zog die Blicke der Zuschauer auf sich. Aus deutscher Produktion stach ein perfekt restaurierter (11) VW Brezelkäfer Typ 11E aus dem Jahr 1952 heraus, der mit einem originalen AT-Motor von 1947 ausgestattet war. Ein Gespann, das man sonst wohl nie zu Gesicht bekommt, war ein (12) BMW 600 mit einem Wohnwagen, der gerade mal eine Liegefläche für zwei Personen geboten hat. Der BMW 600 war als Nachfolger der legendären BMW Isetta von 1957 bis 1959 gebaut worden und hatte wie diese einen Motorrad-Motor im Heck, der gerade mal 19,5 PS leistete. Erstaunlich, dass diese Leistung ausreichte, um einen Wohnwagen zu ziehen! Eines der Alltagsautos, die es heute kaum noch gibt (obwohl seinerzeit fast zwei Millionen davon gebaut worden waren), ist der (13) NSU Fiat Neckar 1100 103 H von 1960, der seinerzeit als Fiat-Lizenzbau von NSU gefertigt worden war. Wer ein solches Auto (dazu noch in perfektem Zustand) besitzt, kann sich des Interesses vor allem der älteren Zuschauer gewiss sein. Daneben gab es etliche Straßenkreuzer aus den USA zu bewundern, auch viele Sportwagen – auf die wir hier gar nicht eingehen können. Viele unterschiedliche Rolls-Royce konnte man auf der Wiese des Kurparks sehen, darunter ein rosafarbener (14) Rolls-Royce Silver Shadow I von 1970.
Zu dem Rahmenprogramm gehörte übrigens auch ein automobiles Moden-Defilee, bei dem Models bei einem Korso durch die Innenstadt in offenen Oldtimer-Cabriolets (u.a. in einem Cadillac Series 62 Convertible von 1941) historische Mode (z.B. ein weißes Paisleykleid) und auch aktuelle Kollektionen aus Baden-Badener Modehäusern zeigten. Höhepunkt des Oldtimer-Meetings ist traditionell der Samstagabend, wenn der Kurpark von vielen Lampions illuminiert ist und viele Teilnehmer in diesem (15) wunderschönen Ambiente an festlich gedeckten Tischen den Tag ausklingen lassen. Gleichwohl ist mir aufgefallen, dass im Gegensatz zu früheren Jahren dieser Teil des Programms etwas dürftig war. Das war wohl insgesamt auch der Corona-Pandemie geschuldet. Einer der Höhepunkte des Abends war dann jedoch der Auftritt der aus Moskau stammenden (16) Geigerin Farida Rustamova, die auf der Rückbank eines fahrenden Rolls-Royce Corniche II aus dem Jahr 1987 ein mobiles Konzert im Kurpark gab. (Übrigens war in diesem Rolls-Royce schon der amerikanische Sänger Dean Martin unterwegs gewesen.) Zu Beginn spielte sie „Wicked Game” von Chris Isaak, dann auch „Hit the Road Jack” von Ray Charles, aber auch klassische Stücke wie „Die vier Jahreszeiten” von Antonio Vivaldi. Die Zuhörer waren begeistert! Zum festen Programm gehörte traditionell (wie schon 1929) die Anwesenheit eines (17) Heißluftballons inmitten des Kurparks am Samstag-Abend dazu. Leider konnte sich dieser nicht mehr in die Lüfte erheben.
Den (21) BNN-Ehrenpreis erhielt Uwe Wolf aus Sasbachwalden für seinen perfekt restaurierten Mercedes 190 SL, wie man ihn nur selten zu Gesicht bekommt. Der Preis war wirklich verdient!
Am Sonntag ab 17.30 Uhr fand die Sieger ehrung statt. Die schönsten und interessantesten Oldtimer wurden von der Jury mit (18) 120 Pokalen prämiert. Die 60 schönsten Fahr zeuge nahmen am Korso teil und präsentierten sich bei der (19) Fahrt über die Rampe, wo ihnen vom Organisator Marc Culas der Pokal überreicht wurde. Weitere 60 außergewöhnliche Fahrzeuge erhielten einen Ehrenpreis. Viele Sponsoren hatten Pokale gestiftet – u.a. gab es auch einen Pokal „PREIS OLDTIMER & HUND” für den lustigsten Hundebeifahrer. Die Badischen Neuesten Nachrichten hatten im Vorfeld ein Online-Voting veranstaltet. (20) Sieger des BNN-Online-Votings wurde Benjamin Pühse aus Gernsbach mit seinem VW Bulli.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die von Marc Culas und seinem Team in Anknüpfung an alte Traditionen perfekt organisiert worden war. Im kommenden Jahr wird die Veranstaltung vom 15. bis 17.Juli 2022 stattfinden – merken Sie sich den Termin schon mal vor!
Wolfgang Hackenberg
Fotonachweis:
https://mercedes-benz-publicarchive.com
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Wolfgang Hackenberg
Bei einigen Fotos war der Urheber nicht zu ermitteln. Falls jemand sich in seinen Rechten verletzt fühlt, möge er sich bitte mit unserer Redaktion in Verbindung setzen
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