190 SL-Beitrag • 2022 • 02 • Brigitte Bardot und ihre motorisierten Begleiter • Beitrag

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Brigitte Bardot und ihre motorisierten Begleiter

– Beitrag • 190 SL-Revue • 2022 • 2. Quartal –

Beitrag

Ihr ganzes Leben lang gab und gibt es eine große Leidenschaft: Die Tiere. 

Nach dem Dreh ließ sie sich in ihrem weißen Rolls-Royce vom Chauffeur zum Tiere füttern fahren.

Menschen und Autos waren ihr angeblich egal. 

Was Autos angeht trifft dies nicht zu, wie ihr Privatsekretär Frank Guillon schrieb. 

Für ihre beiden Renault 4L „hat sie eine große Leidenschaft.“ 

Heute stünden auf ihrem Hof am Mittelmeer ein Toyota Geländewagen, als Konstante in ihrem Auto-Leben wie stets ein Mini Moke-hier ihr grüner von 1966 und ein Renault Kangoo, um die Hunde Gassi zu führen. 

Die Firma Moke Azur Cars in Saint Tropes arbeitete 2020 sorgar zehn Mini Moke „mit veganen Materialien“ auf teils blau, teils pink lackiert. „BB“ hat sie vor dem Verkauf signiert. 

1961, schon als berühmte Schauspielerin, lässt sie sich werbewirksam und sichtlich begeistert im Vespa 400 ablichten. 

Nie sah man eine solche Freude in ihrem Gesicht, wenn sie mit einem ihrer Lebensabschnittsgefährten posierte. 

Auch von denen waren viele Autoliebhaber-wie der Rennfahrer Francois Cevert oder Gunter Sachs-genauso Besitzer vieler teurer Autos. 

Bei ihren Autos liebte sie ebenfalls die Abwechslung wie Rolls Royce Silver Cloud, AMC Pacer, Morgan +4, Porsche, Range Rover, Citroen 2 CV und natürlich ihre geliebte Floride, ein Geschenk von Renault belegen. 

Doch es gab auch unauffällige Autos wie zum Beispiel einen Peugeot 206 in 2003. 

Ganz im Gegensatz dazu ihr früher Ausritt 1967 im Lederminirock auf dem Motorrad mit dem Song über das .Fahren auf der Harley-„Davidsonne“. 

Die Bardot war so bekannt und beliebt, dass sie in ihren besten Zeiten dem französischen Staat mehr Devisen einbrachte als Renault. 

Gegen das Töten von Robbenbabys zog sie 1977 zu Felde und 1986 gründete sie eine Tierschutzstiftung, die viele Projekte betreibt. 

Ihr Buch „Un cri dans le silence“ erschien 2003 und darin rechnete sie mit allem ab, was ihr nicht gefiel. 

Ausländer, Moslems, emanzipierte Frauen sowie Justiz, Politik und die Medien allgemein bekamen ihr Fett weg. 

Sie kritisiert darin das Fehlen an Strenge, Moral und Verantwortungsgefühl und beklagt die Islamisierung Frankreichs als erzwungene Unterwerfung. 

Hierfür verurteilt sie ein Gericht in Paris wegen Aufrufs zum Rassenhass zu einer Geldstrafe. 

Eine für uns interessante Passage aus dem Buch, die sich auf Autos bezieht, muss ich wie der Autor des Artikels in der Auto Bild-Klassik Nr. 8/2021 Frank B. Meyer hier wiedergeben: 

„Man hat nicht mehr das Recht, ohne den gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsgurt, durch den man in sein Auto gequetscht wird, zu fahren, hat nicht mehr das Recht, einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen den Autos nicht zu beachten, hat nicht mehr das Recht, die Geschwindigkeit von 130 km/h zu überschreiten, obwohl die Tachometer in den Autos bis 250 km/h gehen.“ 

Ihre Autoaffinität zeigt sich auch in der Anfangsszene des Films „In Freiheit dressiert“ von 1961, wo sie in einer Ente völlig chaotisch durch den Pariser Stadtverkehr drischt. 

Die Fotos zum Artikel kommen von PICTURE ALLIANCE/DPA, SZ PHOTO/UNITED ARCHIVES/TOPFOTOPAL&GETTY IMAGES. 

Rolls-Royce Experte Klaus-Josef Roßfeld schickte Brigitte Bardot ein Foto ihres Rolls im heutigen, restaurierten Zustand. Sie schrieb auf den Abzug: „Lieber Klaus-Josef viva meine Rolls!!“ 

Wünschen wir ihr noch ein langes, heute für den Tierschutz erfolgreiches Leben… 

Wilfried Steer 

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190 SL-Revue • 2021 • 02 • Maria Rosalie Auguste Nitribitt 

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Beitrag • Archiv Ritter

Einer der ersten echten Skandale im jungen Nachkriegsdeutschland war der Fall der Rosemarie Nitribitt. Sie arbeitete als Prostituierte in Frankfurt, verkehrte in höchsten Kreisen und wurde unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen ermordet. Regisseur Rolf Thiele verfilmte ihr Schicksal 1958: „Das Mädchen Rosemarie”

Maria Rosalie Auguste Nitribitt 

Sie wird am 1. Februar 1933 in Düsseldorf geboren, wächst in verschiedenen Heimen und bei einer Pflegefamilie auf. Als Elfjährige wird sie von einem 18jährigen aus der Nachbarschaft vergewaltigt. Mit 18 verliebt sie sich in einen gleichaltrigen Jungen, doch dieser verlässt sie. Enttäuscht flieht Rosemarie immer wieder nach Frankfurt am Main, wo sie mehrfach wegen Landstreicherei verhaftet wird. 

Kurz nach Kriegsende prostituiert sie sich erstmals, ihre Kunden sind Besatzungssoldaten. Mit 14 treibt sie ab, kommt in Heime, flieht stets. 1951 wird sie wegen Landstreicherei zu drei Wochen Haft verurteilt, schafft im Frankfurter Bahnhofsviertel an, das darauffolgende Jahr verbringt sie größtenteils in einer Arbeitsanstalt. 

1953 dann scheint Rosemarie für sich eine Entscheidung getroffen zu haben. Sie will nicht mehr eine gewöhnliche Hure sein, sondern hoch hinaus. Also nimmt sie Benimmunterricht, lernt ein wenig Englisch und Französisch. Vor allem beginnt sie, in ihr Aussehen zu investieren und sich immer mondäner zu inszenieren. Sie trägt Pelz, auffälligen Schmuck und auf dem Arm ihren Pudel Joe. 

Mit 21 Jahren beginnt Rosemarie Nitribitts Leben als Prostituierte in Frankfurt. In kurzer Zeit akquiriert sie einen großen Kundenkreis. Man trifft sie in Casinos und Hotel-Bars, aber auch in heruntergekommenen Etablissements. Auf einen gebrauchten Ford Taunus als erstem Auto folgt ein Opel Kapitän, den sie von einem Freier als Geschenk erhält. Bald kann sie sich ein schickes Apartment in der Stiftstraße 36 leisten und ein damals mondänes Auto: einen schwarzen Mercedes 190 SL mit roten Ledersitzen. 

Als Nebensatz: Ihre Kunden waren mit dem Sportwagen nicht zufrieden. Den zumeist gesetzteren Herren bereitete das Ein- und Aussteigen Mühe. Im Herbst 1957 nahm sie daraufhin Kontakt mit der zuständigen Niederlassung Frankfurt auf. Dort wurde für sie ein schwarzes 300 S Coupe mit dunkelgrünem Leder reserviert. Kaufpreis des Neuwagens 34.500 DM. Zur Übernahme kam es dagegen nicht mehr. 

Rosemarie Nitribitt ist ein Produkt des Wirtschaftswunders. Männer zahlen gerne für ihre exklusiven Liebesdienste – auch zahlreiche Herren der Hautevolee. Einer ihrer Freier ist Harald von Bohlen und Halbach, Bruder des damaligen Krupp- Konzernchefs. 

Doch Deutschlands berühmteste Prostituierte lebt nur kurz: Am 1. November 1957 wird die erst 24jährige tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen bis heute von einem Mord aus. Es folgen langwierige und fehlerhafte Ermittlungen. 

Hauptverdächtiger ist zunächst Nitribitts Bekannter Heinz Pohlmann, ihm kann aber kein klares Tatmotiv nachgewiesen werden. 1960 wird er freigesprochen. Bis heute ist der Mord nicht aufgeklärt, Teile der Prozessakten sind verschwunden. 

Der Film 

Es ist die zutiefst tragische Geschichte einer Prostituierten im Deutschland der 1950er Jahre: Sie ist eine hübsche junge Frau, ein wenig auch Lebedame und sucht nur ein bisschen Wohlstand. Also verdient sie ihr Geld mit Liebesdiensten. Ihre Kunden sind die Banker der Hochfinanz, Männer, die es wieder zu etwas gebracht haben, einflussreiche Männer. 

Rosemarie kommt als „unmoralische Unternehmerin“ schnell zu einer Menge Geld. Sie ist begehrt bei bedeutenden Persönlichkeiten, bei Männern, die lüsterne Entspannung außerhalb einer langweilig gewordenen Ehe suchen. Über das Bett erfährt Rosemarie so manches Geheimnis – und damit wird sie für die Mächtigen gefährlich. Rosemarie wird in ihrem Luxusapartment ermordet, der Täter nie gefasst. 

Der Regisseur 

Schon knapp ein Jahr nach der Ermordung von Rosemarie Nitribitt dreht Regisseur Rolf Thiele seinen Film „Das Mädchen Rosemarie“. Das Werk changiert zwischen der bittersüßen Geschichte einer Lebedame, einem sich anbahnenden Kriminalfall und einer Satire auf das Wirtschaftswunderdeutschland. 

Rolf Thiele wählt für seinen Schwarzweißfilm eine stilisierte Form. Übertriebene Geräusche, Schauspieler, die theatralisch agieren, dazu Moritatengesang, der die Handlung immer wieder auf höchst ironische Weise unterbricht. Als „Rosemarie“ glänzt die blutjunge Nadja Tiller, kongenial besetzt sind Mario Adorf, Gerd Fröbe, Karin Baal, Hanne Wider. 

Die Hintergründe 

Der Film basiert auf den letzten Lebensjahren der Prostituierten Rosemarie Nitribitt. Der „Fall Nitribitt“ wird in der deutschen Nachkriegsgesellschaft zum Skandal, der Film zum Politikum. 

Die Idee zur Verfilmung des Nitribitt-Stoffes stammt von dem Publizisten Erich Kuby. Dieser schlägt Produzent Ludwig Waldleitner vor, einen gesellschaftskritischen Film zu produzieren, der die soziale Situation schildert, deren Produkt die Nitribitt ist. Ihre Biografie ist dabei nebensächlich. Hauptdarstellerin soll Nadja Tiller werden, das Drehbuch will er selbst schreiben. Waldleitner ist begeistert. Tiller wird von der Rolle abgeraten, sie sagt denoch zu.

Am 31. März 1958 beendet Kuby gemeinsam mit Regisseur Thiele die Arbeit an dem Drehbuch. Die Dreharbeiten gestalten sich als äußerst problematisch. Bereits vor Fertigstellung des Drehbuches kursieren in der Öffentlichkeit Gerüchte über die Verfilmung. Es kommt zu Protesten aus der Presse, von Kinobesitzern und dem Wirtschaftsverband der Filmtheater Nordrhein-Westfalens. 

Aus Angst um ihren guten Ruf wollen Firmen wie Mercedes-Benz, Aral und die Opel-Werke mit der Produktion nichts zu tun haben. Der Dreh im Hotel Frankfurter Hof wird ebenfalls untersagt. Das Hotel setzt sogar durch, dass bei Szenen im Foyer die Einblendung des Untertitels Palast Hotel erfolgt. Die Hotelräume werden in den Berliner CCC-Studios des Produzenten Artur Brauner detailgenau nachgebaut. 

Als der Film abgedreht ist, kann er nicht ohne weiteres in den Kinos gezeigt werden. Waldleitner erhält 16 einstweilige Verfügungen und muss zwei Auflagen der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) einhalten: Am 18. August 1958 beschließt das FSK-Gremium, dass eine Szene mit marschierenden Bundeswehrsoldaten sowie der Vorspanntext verändert werden müssen. Eine Zeichnung von Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, die neben Nitribitts Bett hängt, lässt Waldleitner noch vor der FSK-Prüfung retuschieren. 

Zu den lautesten Kritikern gehört das Auswärtige Amt: Der Film erwecke falsche Vorstellungen von den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen in der Bundesrepublik. Als der Film zum offiziellen deutschen Wettbewerbsbeitrag für die 19. Internationalen Filmfestspiele in Venedig gewählt wird, versucht das Filmreferat die Vorführung zu verhindern. Da die Festspielleitung ihre Filmauswahl jedoch selbst bestimmen kann, ist die Bundesregierung machtlos. Am 25. August 1958 wird das Werk in Venedig unzensiert uraufgeführt. Während der Vorstellung gibt es mehrmals Szenenapplaus, am Ende frenetischen Beifall. 

Die deutsche Premiere am 28. August 1958 im Frankfurter Europapalast an der Hauptwache verläuft anfangs chaotisch. Das Interesse an dem Film ist so groß, dass sich bei der Nachmittagsvorstellung am Eingang massenhaft Kinobesucher drängen und Sicherheitspersonal einschreiten muss. Doch dann wird die Produktion auch hier gefeiert. 

Mit dem offiziellen Kinostart in Deutschland, Europa und in den USA beginnt in der internationalen, aber vor allem in der deutschen Presse eine Diskussion darüber, ob der Film moralisch vertretbare Kunst oder kommerzielle Ausbeutung einer „Huren-Biografie“ sei. Die Meinungen darüber sind zwar gespalten, insgesamt aber haben Presserummel und Proteste auch eine positive Seite: Sie verschaffen der Produktion einen enormen Werbeeffekt. In Deutschland wird Thieles Filmwerk mit mehr als acht Millionen Zuschauern zum umsatzstärksten Kinofilm der Saison 1958/59 und dafür mit dem Kassenschimmel der Zeitschrift Filmblätter – einem Vorläufer der Goldene Leinwand – ausgezeichnet. 

Auch in New York läuft der Film erfolgreich. Ein Korrespondent berichtet 1960, The Girl Rosemarie erhalte den stärksten Publikumszulauf, den ein deutscher Nachkriegsfilm überhaupt in New York erreichen könnte. 

Das Werk beschert seinen Machern wichtige Preise: 1958 gewinnt Luggi Waldleitner während der Biennale di Venezia (Internationale Filmfestspiele von Venedig) den Coppa Pasinetti der italienischen Filmkritiker. Im selben Jahr erhält er den Preis der Deutschen Filmkritik. 1959 nimmt der Produzent in Hollywood den Golden Globe für DAS MÄDCHEN ROSEMARIE als beste Auslandsproduktion entgegen, und Rolf Thiele wird beim Argentinischen Festival Mar del Plata mit dem Regie-Preis geehrt. 

Dr. Ursula Kähler, Deutsches Filminstitut, zusammenfassend 2008: „Inhaltlich wie formal ist es ein herausragender Film. Er ist schick, modern, komisch und zudem ausdrucksstark in seiner Zeitkritik. Und das in einem Jahrzehnt, in dem Heimatfilme und Komödien die deutschen Kinos dominieren. Dabei jongliert die Produktion mit den großen historischen Themen der fünfziger Jahre: der Politik Adenauers, insbesondere Wirtschaftswunder sowie Remilitarisierung und der Identitätssuche der deutschen Gesellschaft. DAS MÄDCHEN ROSEMARIE kritisiert die strenge Neu-Orientierung auf alte kleinbürgerlich-konservative Werte und konterkariert diese mit der Darstellung eines dem Konsum verfallenen Bürgertums – personifiziert durch die Herren des Isoliermattenkartells -, das moralische Wertvorstellungen vernachlässigt. Rosemarie profitiert hiervon und steigt blitzschnell auf zur reichen Kokotte.“ 

Darüber hinaus wird politisches Kabarett mit filmischer Dramaturgie verbunden. Die als Bänkelsänger auftretenden Mitbewohner Rosemaries, Jo Herbst und Mario Adorf, unterbrechen und kommentieren mit ihren zeitkritischen Songs in Brecht’scher Manier die Filmhandlung. 

Produzent Luggi Waldleitner gelang es, das richtige kreative Team – mit Kuby und Thiele an der Spitze – zusammenzustellen. Mit Nadja Tiller als Hauptdarstellerin fiel die Wahl auf ein junges, schönes und intelligentes Talent, wie sie besser kaum hätte ausfallen können. Die Presse ist begeistert von ihr. So schreibt Ernst Veit 1958 für Das Film-Echo: „Ausgezeichnet Nadja Tiller als Rosemarie mit dem Mut zur Verworfenheit; sie erweckt keinen Augenblick unsere Anteilnahme. Die bisher eindrucksvollste Leistung dieser begabten Schauspielerin.“ 

Quellen/Literatur Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, „Rosemarie Nitribitt“ von Christian Steiger 2007 

Fotos Sammlung Polizeipräsidium Frankfurt (SPF), Deutsches Kriminalmuseum (DKM), 

Archiv Ritter

Beitrag • Spiegel

Von zarter Hand – der Originalwagen 

Quelle: Der Spiegel, 21.10.1958 (Originaltext) 

Bei der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle des Hamburger Amtes für Verkehr trägt die Karteikarte eines silbergrauen Mercedes-Cabriolets vom Typ 190 SL mit dem amtlichen Kennzeichen HH-AW 600 seit einiger Zeit den handschriftlichen Vermerk: »Keine Auskunft! gez. Bosse.« Aus der Karteikarte ist außerdem ersichtlich, daß der Wagen von seinem Besitzer vorübergehend stillgelegt wurde. 

Jeder, der Auskunft über den Besitzer dieses Fahrzeugs begehrt, wird von dem Karteiordner daher an den Leiter der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle, Regierungs-Amtmann Hans Bosse, verwiesen. Bosse hat sich alle Auskünfte über dieses Fahrzeug persönlich vorbehalten. Er begründet diese ungewöhnliche Auskunftsbeschränkung: »Eine so delikate Sache kann ich nicht meinen Beamten überlassen.« 

Die delikate Sache, der silbergraue Mercedes 190 SL, hat in den vergangenen Monaten über ein halbes dutzendmal seinen Besitzer gewechselt. Das ungewöhnliche Interesse, das Kraftfahrzeughändler und Liebhaber schneller Wagen dem Fahrzeug entgegenbrachten, erklärt sich aus dem Namen der im Kraftfahrzeugbrief als Erstbesitzerin aufgeführten Person: Rosemarie Nitribitt. Das Schicksal ihres in Frankfurt einst stadtbekannten – damals noch schwarzen – Mercedes hängt eng mit der Popularität der blonden Rosie zusammen. 

Nach dem gewaltsamen Ende der Geschäftsfrau war zunächst der Frankfurter Autohändler Hans Satursky Eigentümer des skandalumwitterten Mercedes 190 SL geworden. Für 12 000 Mark hatte er das Fahrzeug, das mit echten Lederpolstern, Radio und Weißwandreifen ausgestattet war und einen Neuwert von rund 19 000 Mark besaß, von der Mutter des Fräuleins Nitribitt erworben. Mit einem Aufpreis von 1300 Mark verkaufte Autohändler Satursky den Wagen weiter an den Hamburger Reedereikaufmann Windheim. 

Nachdem der Reedereikaufmann das Fahrzeug bereits 15 000 Kilometer gefahren hatte, widerfuhr ihm das Mißgeschick, beim Überholen eines verkehrswidrig fahrenden Lkw auf der Autobahn Köln-Berlin beim Kilometerstein 301,5 ins Schleudern und gegen einen Baum zu geraten. Kaufmann Windheim blieb unverletzt. Der Mercedes mußte abgeschleppt werden. 

Welchen Wert der nächste Käufer des Wagens, der Hamburger Autofachmann Ernst August Hasselbusch, dem stark beschädigten SL beimaß, ergibt sich aus der Kaufsumme, die er dem Reedereikaufmann Windheim zu zahlen bereit war. Für 6700 Mark wechselte das Nitribitt-Auto den Besitzer. 

Nachdem er die ärgsten Blechschäden an dem Mercedes behoben hatte, fand Ernst August Hasselbusch auch sogleich einen neuen Interessenten für den schwarzen SL. Für nunmehr 7200 Mark wollte der Hamburger Autohändler Hans Eilken Rosies ehemaliges Gefährt übernehmen. Ernst August Hasselbusch überstellte das Fahrzeug in Eilkens Garage. 

Doch zehn Tage später, als er von Autohändler Eilken noch immer kein Geld bekommen hatte, holte Hasselbusch das Fahrzeug bei Eilken wieder ab und verkaufte es an den Tankstellenbesitzer Gerhard Kenzler weiter. Die Kaufsumme belief sich bereits auf 8550 Mark. 

Dem Gerhard Kenzler schien es geraten, den Nitribitt-SL zwecks höheren Verkaufs-Erlöses aufzumöbeln. Alle Unfallschäden wurden behoben. Der schwarze Mercedes wurde silbergrau gespritzt. 

Trotz der äußeren Verwandlung blieb aber das Fluidum knisternder Erotik in den Polstern des Mercedes haften und rechtfertigte einen Liebhaberpreis. Kenzler hatte bereits zahlreiche Interessenten an der Hand, die ohne Umschweife erklärten, 12.500 Mark sei ihnen dieser pikante Wagen wert. Indes, Gerhard Kenzler geriet in Bedrängnis. 

Der Autohändler Eilken erschien bei Kenzler mit seinem Rechtsanwalt und drohte mit einer einstweiligen Verfügung, falls Kenzler sich weigern sollte, den Wagen herauszugeben. Hasselbusch, so argumentierte Eilken, habe mit ihm – was Hasselbusch jedoch bestreitet – einen mündlichen Kaufvertrag abgeschlossen, der nun auch erfüllt werden müsse. Um sich prozessuale Scherereien zu ersparen – »ich habe noch nie mit Gerichten zu tun gehabt« -, rückte Tankstellenbesitzer Kenzler den Wagen heraus. Allerdings mußte Autohändler Eilken, dem Rosies Wagen zunächst für 7200 Mark angeboten worden war, nun 11 300 Mark auf den Tisch legen, um den Tankstellenbesitzer für einen Teil des entgangenen Verkaufsgewinns und die Reparaturen zu entschädigen. Hans Eilken zahlte mit Barscheck. 

Hans Eilken, der ursprünglich geplant hatte, den Wagen auf der 14. Gebrauchtwagen-Verkaufsschau in Hamburg abzustoßen, hatte keine Not, das Fahrzeug an den Mann zu bringen. Bereits vor Beginn der Ausstellung meldete sich bei ihm ein »nicht in Hamburg ansässiger Kaufmann«, dem Eilken schriftlich versprechen mußte, seinen Namen nicht preiszugeben. Der Preis für den Wagen war inzwischen auf 13 300 Mark geklettert und war mithin genauso hoch wie zu jener Zeit, als der Hamburger Reedereikaufmann Windheim den SL in Frankfurt erwarb. Der neue Besitzer ließ das Fahrzeug zunächst bei Autohändler Eilken stehen, weil der Mercedes als Renommier-Wagen noch für die 14. Gebrauchtwagenschau benötigt wurde. 

Um das historische Gefährt bei dieser Schau gebührend herauszustellen, fertigte Autohändler Hans Eilken ein Standplakat. Darauf war, von Arabesken umrahmt, zu lesen: ROSEMARIE. Den letzten Zweifel suchte Eilken durch den Zusatzvermerk »Von zarter Hand aus Frankfurt« auszuschließen. Mit Denkmalpfleger-Pietät ersetzte er schließlich für die Dauer der Ausstellung das prosaische Hamburger Kennzeichen durch die – freilich ungestempelte – Frankfurter Original-Nummer des frühvollendeten Erstbesitzers: Unter H 70-6425 war der SL am 18. Mai 1956 auf das Mannequin Rosemarie Nitribitt zugelassen worden. Alle Interessenten wehrte der Autohändler jedoch ab: »Der Wagen ist bereits verkauft.« 

Indes, das Auto steht noch heute in Eilkens Garage am Poelchaukamp 33. Der »nicht in Hamburg ansässige Kaufmann« hatte nämlich seiner Ehefrau verschwiegen, wer der Erstbesitzer des Wagens war. Sie erfuhr dies erst aus Presseberichten, denen sie entnahm, daß der von ihrem Mann für 13 300 Mark in Hamburg gekaufte Mercedes eben dieses Gefährt sein mußte. Offenbar fürchtete die Frau des Kaufmanns, ihr Mann könne am Volant von der pikanten Vergangenheit des Fahrzeugs irritiert werden. Der Kaufmann gab dem Drängen seiner Frau nach, bat Eilken, den Nitribitt-Wagen zurückzunehmen, und kaufte sich ein amerikanisches Modell. Um weiteren Enttäuschungen vorzubeugen, will Hans Eilken den Mercedes 190 SL jetzt nach Übersee verkaufen. 

Die Story der Rosemarie N. 

Freundlicherweise bot mir Dieter Ritter, Clubredakteur des MVC, die erneute Aufarbeitung der Geschichte der Rosemarie Nitribitt an. Vielen Dank dafür, dass wir diese interessante Geschichte übernehmen durften! In diesem Artikel werden einige Fakten aus einem anderen Blickwinkel aufgearbeitet, besonders natürlich auch die Filme. Sehr interessant fand ich auch die „Musiksingle“, die viele Gespräche und Dialoge wiedergibt. Diese Single habe ich noch nie vorher gesehen und befindet sich jetzt in meinem Besitz. Ich bin schon am überlegen, ob man eine Audiodatei auf unsere homepage stellen kann? Auch der Verbleib ihres 190 SL ist gut recherchiert und wo ist der schwarze 190 SL nun wirklich geblieben? 

Frank Erbeck

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190 SL-Revue • 2021 • 01 • Der Modefotograph C.F. Gundlach und der 190 SL 

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Der Modefotograph C.F. Gundlach und der 190 SL

– Beitrag • 190 SL-Revue • 2021 • 1. Quartal –

Beitrag

C.F. Gundlach 

Ende Januar schaute ich Fernsehen und zappte gerade durch die Programme, als ich bei „ARTE“ auf eine sehr interessante Dokumentation eines deutschen Modefotografen stieß, der sich besonders in der Modewelt der 50er bis 70er Jahren einen sehr bekannten Namen gemacht hatte.

In der weiteren Dokumentation tauchten Bilder von Mannequins von ihm auf, wo auch der 190 SL mit abgelichtet wurde. Das erweckte natürlich sofort mein Interesse und ich googelte sofort den Namen des Künstlers, C.F. Gundlach. Mit Erstaunen stellte ich fest, für welch renommierte Modehäuser und Verlage Herr Gundlach gearbeitet hatte. C. F. Gundlach fotografierte auch viele berühmte Persönlichkeiten, wie Romy Schneider, Hildegard Knef und Jean-Luc Godard, um nur einige zu nennen. Mittlerweile ist Franz Christian Gundlach, so der vollständige Name des Künstlers, 94 Jahre alt geworden und seine riesige Sammlung von zigtausenden Bilder sind in eine Stiftung überführt worden. Der Mercedes-Benz 190 SL schien auch bei ihm eine beliebte Requisite gewesen zu sein, ich fand einige Bilder mit attraktiven Fotomodellen im Internet. Nachfolgend einiges über seine Schaffenszeit: 

Die Leidenschaft für die Fotografie wurde bei Gundlach schon im Alter von zehn Jahren geweckt, zu diesem Zeitpunkt bekam er seine erste Kamera, eine Agfa-Box. Nach dem Schulabschluss – als einer des vorletzten Aufgebots musste er noch die Endphase des Kriegs als Soldat miterleben – lernte er das Handwerk nach Kriegsende 1946 bis 1949 auf der privaten Fotografieschule Private Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst bei Rolf W. Nehrdich in Kassel. Bis 1952 arbeitete er als Assistent verschiedener Fotostudios, u. a. bei Ingeborg Hoppe in Stuttgart und Harry Meerson in Paris. 

Als freiberuflicher Fotograf veröffentlichte er seit 1949 vor allem Theater- und Filmreportagen in Magazinen wie der Deutschen Illustrierten, in Stern, Quick und Revue. Seine Spezialisierung auf Modefotografie im journalistischen Stil begann 1953 mit der Arbeit für die in Hamburg erscheinende Zeitschrift Film und Frau, für die er vor allem die Mode deutscher Modeschöpfer, die Pariser Haute Couture und immer wieder Pelzkampagnen fotografierte. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten lag auf Modereportagen mit Filmstars in Mode und Künstlerporträts unter anderem von Romy Schneider, Hildegard Knef, Dieter Borsche und Jean-Luc Godard. Für Film und Frau, aber auch für den Stern, für Annabelle, Twen und andere Zeitschriften unternahm F. C. Gundlach seit dieser Zeit Mode- und Reportagereisen bis in den Nahen, Mittleren und Fernen Osten sowie nach Mittel- und Südamerika. Im Rahmen eines Exklusiv-Vertrags mit der Zeitschrift Brigitte fotografierte er bis 1983 viele der trendsetzenden Modeteile, insgesamt mehr als 160 Titelcover und 5.000 Seiten redaktionellen Modeteil. Location-Reisen führen ihn in den siebziger und achtziger Jahren nach Südamerika, nach Afrika, aber vor allen Dingen nach New York und an die amerikanische Westküste. 

Seine retrospektiv angelegten Einzelausstellungen, wie beispielsweise ModeWelten (1985), Die Pose als Körpersprache (1999), Bilder machen Mode (2004) oder F. C. Gundlach. Das fotografische Werk (2008) wurden in vielen Museen und Galerien im In- und im Ausland gezeigt. 

„Er ist ein Fotograf, dessen Bilder das Wissen um die dominierende Rolle der Mode als kultureller Gesellschaftsfaktor bestimmt. Deshalb hat er die Erscheinungen der Mode auch nur selten isoliert dargestellt, sie vielmehr mit der Phänomenologie der Alltagswirklichkeit verknüpft und in den soziokulturellen Zusammenhang gestellt, dem sie letztendlich entstammt. F. C. Gundlach erweist sich als fotografischer Künstler mit Stilwillen, als Meister der Inszenierung, der souverän über die Fläche des fotografischen Bildes verfügt und seine Gegenstände in immer neuen formalen Konstellationen organisiert: als Fotograf von außergewöhnlicher ästhetischer Qualität.“ 

Frank Erbeck (Quelle Wikipedia) ® C.F. Gundlach

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190 SL-Revue • Beitrag • Das Mädchen Rosemarie von Dieter Ritter

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Das Mädchen Rosemarie von Dieter Ritter

– Beitrag in der 190 SL-Revue • 2021-02-

Beitrag • Vorwort

Einer der ersten echten Skandale im jungen Nachkriegsdeutschland war der Fall der Rosemarie Nitribitt. Sie arbeitete als Prostituierte in Frankfurt, verkehrte in höchsten Kreisen und wurde unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen ermordet. Regisseur Rolf Thiele verfilmte ihr Schicksal 1958: „Das Mädchen Rosemarie”

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190 SL-Revue • 2020 • 01 • Von zarter Hand bewegt …

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Von zarter Hand bewegt… • Beitrag

Was ist mit dem schwarzen 190 SL geschehen, nachdem Rosemarie Nitribitt ermordet worden ist? Bis heute ist nicht geklärt, wo das Hardtopcoupe (Beginn der Fahrgestellnummer 121040…) am Ende geblieben ist.

Die Zeitschrift „Der Spiegel” machte sich 1958 die Mühe, den verbleib des beliebten SL zu klären. Lest bitte den nachfolgenden Bericht: 

Bei der Kraftfahrstelle des Hamburger Amtes für Verkehr trägt die Karteikarte eines silbergrauen Mercedes-Cabriolets vom Typ 190 SL mit dem amtlichen Kennzeichen HH – AW 600 seit einiger Zeit den handschriftlichen Vermerk: „Keine Auskunft! gez. Bosse.” Aus der Karteikarte ist außerdem ersichtlich, dass der Wagen von seinem Besitzer vorübergehend stillgelegt wurde. 

Jeder, der Auskunft über den Besitzer dieses Fahrzeugs begehrt, wird von dem Karteiordner daher an den Leiter der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle, Regierungs-Amtmann Hans Bosse, verwiesen. Bosse hat sich alle Auskünfte über dieses Fahrzeug persönlich vorbehalten. Er begründet diese ungewöhnliche Auskunftsbeschränkung: „Eine so delikate Sache kann ich nicht meinen Beamten überlassen. 

Die delikate Sache, der silbergraue Mercedes 190 SL, hat in den vergangenen Monaten über ein halbes dutzendmal seinen Besitzer gewechselt. Das ungewöhnliche Interesse, das Kraftfahrzeughändler und Liebhaber schneller Wagen dem Fahrzeug entgegenbrachten, erklärt sich aus dem Namen der im Kraftfahrzeugbrief als Erstbesitzerin aufgeführten Person: Rosemarie Nitribitt. Das Schicksal ihres in Frankfurt einst stadtbekannten – damals noch schwarzen – Mercedes hängt eng mit der Popularität der blonden Rosie zusammen. 

Nach dem gewaltsamen Ende der Geschäftsfrau war zunächst der Frankfurter Autohändler Hans Satursky Eigentümer des skandalumwitterten Mercedes 190 SL geworden. Für 12 000 Mark hatte er das Fahrzeug, das mit echten Lederpolstern, Radio und Weißwandreifen ausgestattet war und einen Neuwert von rund 19 000 Mark besaß, von der Mutter des Fräuleins Nitribitt erworben. Mit einem Aufpreis von 1300 Mark verkaufte Autohändler Satursky den Wagen weiter an den Hamburger Reedereikaufmann Windheim. 

Nachdem der Reedereikaufmann das Fahrzeug bereits 15 000 Kilometer gefahren hatte, widerfuhr ihm das Mißgeschick, beim Überholen eines verkehrswidrig fahrenden Lkw auf der Autobahn Köln-Berlin beim Kilometerstein 301,5 ins Schleudern und gegen einen Baum zu geraten. Kaufmann Windheim blieb unverletzt. Der Mercedes musste abgeschleppt werden. 

Welchen Wert der nächste Käufer des Wagens, der Hamburger Autofachmann Ernst August Hasselbusch, dem stark beschädigten SL beimaß, ergibt sich aus der Kaufsumme, die er dem Reedereikaufmann Windheim zu zahlen bereit war. Für 6700 Mark wechselte das Nitribitt-Auto den Besitzer. 

Nachdem er die ärgsten Blechschäden an dem Mercedes behoben hatte, fand Ernst August Hasselbusch auch sogleich einen neuen Interessenten für den schwarzen SL. Für nunmehr 7200 Mark wollte der Hamburger Autohändler Hans Eilken Rosies ehemaliges Gefährt übernehmen. Ernst August Hasselbusch überstellte das Fahrzeug in Eilkens Garage. 

Doch zehn Tage später, als er von Autohändler Eilken noch immer kein Geld bekommen hatte, holte Hasselbusch das Fahrzeug bei Eilken wieder ab und verkaufte es an den Tankstellenbesitzer Gerhard Kenzler weiter. Die Kaufsumme belief sich bereits auf 8550 Mark. 

Dem Gerhard Kenzler schien es geraten, den Nitribitt-SL zwecks höheren Verkaufs-Erlöses aufzumöbeln. Alle Unfallschäden wurden behoben. Der schwarze Mercedes wurde silbergrau gespritzt. 

Trotz der äußeren Verwandlung blieb aber das Fluidum knisternder Erotik in den Polstern des Mercedes haften und rechtfertigte einen Liebhaberpreis. Kenzler hatte bereits zahlreiche Interessenten an der Hand, die ohne Umschweife erklärten, 12 500 Mark sei ihnen dieser pikante Wagen wert. Indes, Gerhard Kenzler geriet in Bedrängnis. 

Der Autohändler Eilken erschien bei Kenzler mit seinem Rechtsanwalt und drohte mit einer einstweiligen Verfügung, falls Kenzler sich weigern sollte, den Wagen herauszugeben. Hasselbusch, so argumentierte Eilken, habe mit ihm – was Hasselbusch jedoch bestreitet – einen mündlichen Kaufvertrag abgeschlossen, der nun auch erfüllt werden müsse. Um sich prozessuale Scherereien zu ersparen – „ich habe noch nie mit Gerichten zu tun gehabt” -, rückte Tankstellenbesitzer Kenzler den Wagen heraus. Allerdings mußte Autohändler Eilken, dem Rosies Wagen zunächst für 7200 Mark angeboten worden war, nun 11 300 Mark auf den Tisch legen, um den Tankstellenbesitzer für einen Teil des entgangenen Verkaufsgewinns und die Reparaturen zu entschädigen. Hans Eilken zahlte mit Barscheck. 

Hans Eilken, der ursprünglich geplant hatte, den Wagen auf der 14. Gebrauchtwagen-Verkaufsschau in Hamburg abzustoßen, hatte keine Not, das Fahrzeug 

an den Mann zu bringen. Bereits vor Beginn der Ausstellung meldete sich bei ihm ein „nicht in Hamburg ansässiger Kaufmann”, dem Eilken schriftlich versprechen musste, seinen Namen nicht preiszugeben. Der Preis für den Wagen war inzwischen auf 13 300 Mark geklettert und war mithin genauso hoch wie zu jener Zeit, als der Hamburger Reedereikaufmann Windheim den SL in Frankfurt erwarb. Der neue Besitzer ließ das Fahrzeug zunächst bei Autohändler Eilken stehen, weil der Mercedes als Renommier-Wagen noch für die 14. Gebrauchtwagenschau benötigt wurde. 

Um das historische Gefährt bei dieser Schau gebührend herauszustellen, fertigte Autohändler Hans Eilken ein Standplakat. Darauf war, von Arabesken umrahmt, zu lesen: ROSEMARIE. Den letzten Zweifel suchte Eilken durch den Zusatzvermerk „Von zarter Hand aus Frankfurt” auszuschließen. Mit Denkmalpfleger-Pietät ersetzte er schließlich für die Dauer der Ausstellung das prosaische Hamburger Kennnzeichen durch die – freilich ungestempelte – Frankfurter Original-Nummer des frühvollendeten Erstbesitzers: Unter H 70-6425 (siehe Bild) war der SL am 18. Mai 1956 auf das Mannequin Rosemarie Nitribitt zugelassen worden. Alle Interessenten wehrte der Autohändler jedoch ab: „Der Wagen ist bereits verkauft.” 

Indes, das Auto steht noch heute in Eilkens Garage am Poelchaukamp 33. Der „nicht in Hamburg ansässige Kaufmann” hatte nämlich seiner Ehefrau verschwiegen, wer der Erstbesitzer des Wagens war. Sie erfuhr dies erst aus Presseberichten, denen sie entnahm, dass der von ihrem Mann für 13 300 Mark in Hamburg gekaufte Mercedes eben dieses Gefährt sein mußte. Offenbar fürchtete die Frau des Kaufmanns, ihr Mann könne am Volant von der pikanten Vergangenheit des Fahrzeugs irritiert werden. Der Kaufmann gab dem Drängen seiner Frau nach, bat Eilken, den Nitribitt-Wagen zurückzunehmen, und kaufte sich ein amerikanisches Modell. Um weiteren Enttäuschungen vorzubeugen, will Hans Eilken den Mercedes 190 SL jetzt nach Übersee verkaufen. 

Quelle „Der Spiegel 43/1958” 

Das war Ende der 50er bzw. Anfang der 60er Jahre. 

Wenige Jahre vor seinem Tod, erzählte der berühmte Modezar Karl Lagerfeld in einer Reinhold Beckmann Talkshow, dass Er der letzte Eigentümer des Nitribitt – 190 SL gewesen wäre. Lagerfeld berichtete, dass er mit dem 190 SL einen Unfall hatte (angeblich gegen einen Baum gefahren ist) und danach nie wieder hinter einem Volant eines PKWs saß! 

Was danach mit dem SL passierte, ist nicht überliefert! 

Ich hatte schon vor einigen Jahren die Fahrgestellnummer des 56er schwarz – roten 190 SL veröffentlicht. Leider hat sich aus unserem Club niemand gemeldet, so dass ich vermute, dass der Wagen, entweder nicht mehr existiert oder tatsächlich in das Ausland verkauft worden ist. Zuletzt war der 190 SL auch nicht mehr in seiner Originalfarbe unterwegs, sondern war in der Farbe Silber umlackiert worden. Habt ihr noch weitere Informationen? Ich freue mich über jeden Hinweis. 

Frank Erbeck