Club • Präsidententreffen • International • 2019
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20. INTERNATIONALES MERCEDES-BENZ CLUB-PRÄSIDENTEN-TREFFEN 2019
Vor Ort begrüßte uns der Leiter von Mercedes-Benz Classic, Herr Christian Boucke mit einem exklusiven Einblick in das Mercedes-Benz T 80 Rekordwagen Projekt.
Anhand von Fahrgestell und rekonstruiertem Gitterrohrrahmen sowie Schnittmotor wurde uns das Projekt ausführlich erklärt.
Anschließend warfen wir einen Blick auf die Fahrzeugsammlung in den heiligen Hallen und konnten hinter die Kulissen der Verkaufsangebote, speziell der 300 SL W 198 schauen, auch bezüglich Restaurierung.
Interessant war hier auch das 220 S Schulungsfahrzeug, welches 1957 hergestellt wurde um Mitarbeiter, insbesondere Mechaniker zu schulen. Eine bemerkenswerte Neuerung war der im August 1957 vorgestellte Kupplungsautomat „Hydrak”, mit dem Coupè und Cabriolet auf Wunsch ausgestattet werden konnten.
Wieder mit dem Bus fuhren wir dann zu den beiden Unternehmen Mercedes-AMG GmbH und HWA AG nach Affalterbach
Die Gegenwart des Motorsports mit Mercedes-AMG Customer Racing (GT3/GT4) und Supercar-Performance wurde fortgeführt
Nach Anreise mit der Bahn – diesmal fast pünktlich – und Check-In im Maritim Hotel starteten wir am Freitag, den 18. Oktober gegen Mittag zum Classic Center in Fellbach per Bustransfer durch.
Zum Abendessen ging es in die Weinstadt Endersbach zur Weinstube Muz. Selten durfte ich so erlesene Speisen und Weine genießen wie hier – großes Lob an die Küche – wie an das Clubmanagement – für die Auswahl dieser Örtlichkeit. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend, den ich hauptsächlich im Kreise der deutschen Clubpräsidenten verbrachte.
Nach ausgiebigem Frühstück – diesmal mit den Kollegen aus Austria, Australien und Süd Afrika – startete der Bus um 9.30 Uhr Samstag früh zum Mercedes-Benz Museum.
Waldo Scribante vom Mercedes-Benz Club South Africa übergab mir die Clubplakette vom Treffen der 190 SL und 300 SL in 2019. Von den 11 Mercedes-Benz 190 SL die dort zum Club gehören nahmen 5 an dem Treffen teil. Um 10.15 Uhr begann Georg Wohlfarth mit der Begrüßung der 67 Präsidenten aus 38 Ländern.
Das Treffen soll eine Wertschätzung sein – für die ganzjährige Arbeit der Clubs.
Gerhard Heidbrink schloss sich an mit der Themenplanung von MB-Classic für 2020.
Mit der E-Mobilität wird das Automobil praktisch noch einmal neu erfunden.
6 neue Modelle gibt es in 2020, wobei die neue S-Klasse sicherlich das Highlight bildet.
Das Thema „Dream Cars” wird aus dem Jahr 2007 wieder aufgenommen. Von Daimler ging es zur Lifestylemarke Mercedes. 125 Jahre Omnibus gehört ebenso zum Themenkreis. Das Buch über die „Heiligen Hallen” ist verkaufsmäßig sehr gut eingeschlagen. Und das Buch über den C 111 in Arbeit – Erscheinungstermin wird in 2020 sein.
Kurz vor 11 Uhr lieferte Ralph Wagenknecht einen Überblick hinsichtlich des Kommunikationsbereiches. Die wertvollste Marke in Deutschland ist mit Platz 8 wieder Mercedes-Benz.
Sonderausstellungen des Museums werden sehr gut angenommen – jeweils 200.000 bis 250.000 Besucher – wobei bisher mehr als 10 Millionen Personen im Museum gewesen sind.
MB Classic wurde von Auto Bild mit der Präsentation des C111 und des 300 SL „Flügeltürers” als bedeutendster Fund des Jahres auf der Techno Classica gewürdigt.
PR Classic Insight vom 5. – 6. April 2019 in Silverstone anlässlich 125 Jahre Motorsport – der Film ging in 176 Länder der Welt, wo die Liebe zum Automobil vermittelt wird.
Auch bei der Mille Miglia gibt es jährlich diese Emotionen.
Social Media als Ansprechpunkt für jüngere Zielgruppen gewinnt an Bedeutung und dies international.
Mehr als 1 Million Follower auf Instergram beim Mercedes-Benz Museum sind eine Erfolgsbilanz.
Nach der Kaffeepause schaute Georg Wohlfarth zurück auf 2019 – ein Jahr in dem die Emotionen besonders wichtig waren. In den deutschen Werken wurde Mitarbeitern das Thema Classic am C 111 vorgestellt, um so auch hier Emotionen für die Historie der Marke zu wecken.
Retro und Techno streiten um die Größe der Messen, MB Classic ist auf beiden vertreten.
Exklusive Besuchsprogramme wurden extrem stark nachgefragt und waren schon im Februar ausgebucht.
Formel 1 Fahrerparade Hockenheim 125 Jahre Motorsport – hier wurde der rote Teppich für die Clubs ausgerollt. Mercedes-Benz Clubmitglieder waren dabei.
Jubiläen waren zu feiern – so 10 Jahre Thailand, 20 Jahre Russland, 25 Jahre Argentinien und Italien, 30 Jahre 190 SL-Club, 40 Jahre Japan und Finnland. Ich bekam für den Club die Urkunde für 30 Jahre überreicht.
Der Silver Star Award Preisträger wird erst Ende des Jahres bekannt gegeben. Bekannt ist er, geht nach Spanien.
Club Websites/Web Support wird ständig als Thema weiter entwickelt und verbessert.
Im MB Classic Club Management gab es eine Änderung. Monja Büdke hat Classic Events von Alexandra Süß übernommen.
Retro und Techno werden 2020 auch wieder voll bespielt.
Die Teileinformation soll überarbeitet werden.
Das Classic Magazin ist kostenfrei auf allen mobilen Endgeräten bereits jetzt verfügbar. Künftig wird es nur noch 2 Ausgaben geben und man wird angeben müssen, ob man noch ein gedrucktes Exemplar bekommen möchte oder nicht.
Momentan gibt es die Club Card für einen Euro je Karte. Die Mitglieder Nr. und Club Card ID auf der Rückseite werden deutlicher gemacht. Nach 13 Jahren wird ein Teil des Unkostenbeitrages weitergegeben und künftig mit 1.20 Euro zu Buche geschlagen.
Das Thema Baureihenjubiläen wird neu eingerichtet im Museum. Je nach Bedarf kann hier im Museum angefragt werden, wie es der R 129 Club schon mit 230 Fahrzeugen gemacht hat.
Nach dem Mittagessen leiteten Klaus Reichert und Dieter Beck ein zum Thema Teile: Das 8. Mal hintereinander wurde der gute Stern zum besten Classic-Teile Anbieter aller Hersteller von Motor Klassik gewählt.
Altteileabruf und Nachfertigungen sind 2 Seiten einer Medaille. Bei Nachfertigungen läuft heute schon vieles günstig über 3D-Druck.
Beim Ausblick auf 2020 berichtete Dieter Beck, dass die Teileversorgung mehr auf die Messen getragen werden soll und das 3D Thema wird momentan bei 100 Teilen überprüft.
Auf die Anfrage des MVC bezüglich circa 1.700 benötigter Teile wo es nicht recht voran ginge antwortete er, dass manches Teil 1x im Jahr gebraucht würde, ein anderes jede Woche – das alles in einen Korb zu tun mache keinen Sinn. 50 Teile würden erst einmal herausgegriffen, die auch wirtschaftlich produzierbar sein müssen.
Von wem sollen künftig die Einspritzpumpen für 111er, 112er und 300 SL versorgt werden – von BOSCH – und oder Mercedes? Im Moment klappt es gar nicht! Hier hat das Classic Center schon Kontakte zu BOSCH aufgebaut, um hier weiterzukommen.
Bei den Teilen wurde die Qualität speziell bei den 300 SL Motorteilen bemängelt – besonders bei den Nockenwellen, wo die Maße teilweise nicht stimmen.
Die Charta von Turin greift auch bei Nachfertigungen. Was Metall war, muss auch künftig Metall sein – sonst leidet die Authenzität und bei FIVA Pässen gibt es Probleme. Ich hab die Authentizität bei 300 SL-Teilen angesprochen mit dem 980er und 982er Motor als Ersatzteil für den „Flügeltürer” und die Schwierigkeiten bei FIVA Pässen von A2 Möglichkeiten beim ADAC, dem deutschen Vertreter.
Michael Plag stellte als Projektleiter Restaurierungen, den Neuaufbau des Avus SSKL von 1932 vor – den ersten Stromlinien-Rennwagen. Bei normal 1,7 Tonnen Gesamtgewicht wiegt der L=Leicht nur noch 1,4 Tonnen. Es wurden nur 4 Stück gebaut. Baron von Zimmermann erwarb einen der 2 privat verkauften SSKL, den Manfred von Brauchtisch dann später fuhr. Schloss Fachsenfeld wurde Januar 2019 besucht und Skizzen vom SSKL mit Stromlinienkarosserie gesichert wie auch Fotos.
Herr von Fachsenfeld war Motorradrennfahrer. Nach einem schweren Unfall setzte er sich mit Aerodynamik auseinander – es gab noch keinen Windkanal. Man nahm Wollfäden und fuhr das Modell mit aufgeklebten Fäden. In Cannstatt bei Firma Fetter wurde die Karosserie gefertigt. Es gab eine Konstruktionszeichnung, auf der man die Durchbohrungen des Rahmens sehen konnte und so wurde er auch gefertigt. Die Karosserie entstand über einen Holzrahmen. Nur 7 Monate standen für den Karosseriebau zur Verfügung und erst eine Stunde vor der LKW-Verladung für den Transport zum Flughafen wurde der Wagen endgültig fertig und in Pebble Beach gezeigt und gefahren. So etwas wieder zum Leben zu erwecken ist die Seele des Unternehmens wie Georg Wohlfarth anmerkte.
Der Gordon Bennet Cup 1904 war das erste Thema aus den Reihen der Clubpräsidenten und jener Bennet, Besitzer des New York Herold, initiierte das richtig große Autorennen, nachdem in Frankreich 1900 das erste Autorennen stattfand. 1903 gewann Camille Jenatzy auf Mercedes, genannt „der rote Teufel”. 1904 fand dadurch das Rennen am 17. Juni in Deutschland statt – und zwar im Taunus. Der Vergleich alter s/w Fotos mit heutigen Aufnahmen zeigt, dass viele Plätze noch genauso aussehen wie damals.
Eine Wiederbelebung des Rennens wäre wünschenswert.
Im Anschluss wurde das Internationale Mercedes-Benz 190 SL-Treffen in Davos vom 18. – 21. Juni 2020 vorgestellt.
Donnerstagnachmittag dient für die Anreise – das genauere Programm geht uns noch zu und wird dann in der Revue veröffentlicht. Ein paar Details haben wir bereits – 7 verschiedene Ausfahrten stehen zur Wahl – jeweils für circa 10 Fahrzeuge ohne großes Roadbook auf den einzelnen Touren. 4 Tage Programm mit 3 Übernachtungen werden geboten und die Kosten werden der Ausschreibung zu entnehmen sein.
Danach zeigte uns der Unimog Club China einen kleinen Einblick in die Aktivitäten vor Ort. Im November 2016 gegründet und seit November 2018 als anerkannter Club dabei, wurde uns in einem eindrucksvollem Film gezeigt, wie die Gemeinschaft der Unimog-Fans bei den großen Fluten in China Katastrophenhilfe leistete.
Zum Schluss dankte Ernst Kerschner vom Mercedes-Benz SL-Club Austria für seine emotionale Verabschiedung nach 20 Jahre Teilnahme als Präsident beim Internationalen Treffen der Clubs.
Mit Dieter Pieper vom spanischen Club, Jean-Francois Zimmer aus Luxembourg, David Gebert vom Club Western Australia und Simon Strauss NSW Australia fachsimpelte ich während des gemeinsamen Abendessens beim gemütlichen Get-together.
Das Restaurant Vinum im Boschareal war zu Fuß zu erreichen und das Buffet von guter Qualität, was man über den Service leider nicht sagen konnte.
Trotzdem hatten wir viel Spaß und kurzweilige Gespräche ließen die Zeit wie im Fluge vergehen.
Alt und neu passen oft sehr gut zusammen, wie 2 Exponate hier aufzeigen – der Schulranzen aus den 50er Jahren mit dem 190 SL erinnerte mich an meine eigene Zeit. Hatte ich doch auch einen solchen und der Retro-Mercedes in der Eingangshalle des Museums regte die Präsidenten zu lebhaften Diskussionen an.
Beim Frühstück am Sonntagmorgen gab es schon viele Abschiedsszenen, denn einige Präsidenten mussten noch weiter als nur um die halbe Welt fliegen. Meine Bahn fuhr erst am Abend und ich hatte es ja auch nicht so weit.
Dieser internationale Meinungsaustausch hat sich mit dem nun schon 20sten Treffen etabliert und bietet Gelegenheit, alte Kontakte zu pflegen und auszubauen – sowie neue zu knüpfen.
Auf Wiedersehen in 2020…
Wilfried Steer
