Besuch in Goodwood
Vielleicht habt auch Ihr in den letzten Jahren die sehr interessanten Berichte aus England aus Goodwood, Festival of Speed und dem Goodwood Revival mit sehr viel Aufmerksamkeit verfolgt. Veranstaltungen die der legendäre Lord of March auf seinem riesigen Anwesen veranstaltet und die jedes Jahr Hunderttausende von rennbegeisterten Briten, Germanen und viele andere Oldtimerenthusiasten aus aller Herren Länder nach Goodwood bei Chichester kommen lässt.
Auch wir hatten von diesen Topveranstaltungen gehört und gelesen. Die Mille Miglia hatten wir im letzten Jahr besucht. Le Mans Classic ist erst wieder im nächsten Jahr, also war das Naheliegendste zum Goodwood Revival zu reisen. Wir, das sind dieses mal 7 Stammtischfreunde aus der Umgebung von Hannover mit den Namen: Michael, Hans-Jürgen, Frank , Wilfried, Friedhelm, Rainer und Wolfgang.
Wir waren auch schon letztes Jahr mit den beiden Jens zur Mille Miglia unterwegs und kennen uns schon sehr lange. Motor dieser kleinen Stammtischtruppe war unser Michael, der im Vorfeld Tickets, den Mietwagen und vieles andere so vortrefflich organisiert hatte. Vielen Dank noch einmal Michael. Wir starteten also am 8. September morgens vom Airport Hannover und die British Airways Maschine brachte uns wohlbehalten nach London. Dort übernahmen wir unseren VAUXHALL Kleintransporter (dieses mal kein MERCEDES) und fuhren zur legendären BROOKLANDS Rennstrecke. Dieses Museumsgelände beinhaltet auch einen noch gut erhaltenen Teil der legendären Steilwandkurven, sowie eine kleine Flotte von VICKERS Flugzeugen, die unweit des Museums gebaut wurden. Bei sonnigem Wetter fuhren wir weiter zu unserem eigentlichen Tagesziel, das KINGS Hotel im Seebad BRIGHTON. In Brighton angekommen checkten wir erst einmal ein und bestaunten, das doch leicht in die Jahre gekommene Hotel. Die Brandschutzexperten bei uns hätten zum Teil ihre helle Freude gehabt! Brandschutztüren aus Holz und die Fenster in unseren Zimmern ließen sich nur schwer und einen Spalt öffnen. Aber wir wollten ja hier nur ein paar Tage wohnen und nicht überwintern. Am Abend suchten wir auf der Strandpromenade ein uriges Roadhouse im amerikanischen Stil auf und besprachen die folgenden Tage. Besonders gespannt waren wir auf unsere eigene historische Aufmachung. Denn das Besondere am Goodwood Revival ist, das man nur in der Kleidung der 40er, 50er und 60er Jahre zum Fahrerlager Zugang hat. Also hatten wir schon Wochen vorher, unser Internet nach brauchbaren alten Klamotten durchforstet. Am Ende besaß jeder von uns, mehr oder weniger passende Kleidung und wir hatten am frühen Morgen schon einen Mordsspaß, beim Betrachten unserer Stammtischbrüder! Wir waren sehr gespannt, auf das, was uns noch erwartete!
Und wir wurden nicht enttäuscht! Ganz im Gegenteil, dass was wir in den nächsten Tagen erlebten, hatten wir so nicht in unseren kühnsten Träumen erwartet. Wo wir hinschauten, nur Enthusiasten, die in stilechter Kleidung zur Rennstrecke unterwegs waren. So gut wie Niemand, der sich nicht diesem Dresscode angepasst hatte. Die Frauen sahen dabei besonders reizend aus und stahlen den Männern meistens die Show. Wie Friedhelm irgendwann sagte: „ Ich habe mir mehr Menschen angeschaut, als historische Autos“. Natürlich gab es auch massenweise Classic Cars zu sehen und besonders lustig war es, dass am Eingang gleich ein silberner 190 SL mit rotem Leder für 150000.- Pfund angeboten wurde. Den schauten wir uns natürlich gleich an und der Verkäufer, fiel aus allen Wolken, als wir uns als deutsche Crew des 190 SL Clubs vorstellten. Aber wir blieben nicht lange mit unseren Kommentaren alleine, auch ein Engländer in einer Royal Navy-Ausgehuniform, zeigte seine 190 SL Kompetenz und an diesem 190 SL blieb kein Fehler unentdeckt! Weiter führte uns unser Weg zur Rennstrecke und erst jetzt stellten wir die eigentliche Größe dieser Veranstaltung fest. Überall wo wir hinschauten, historische Fahrzeuge und historisch gekleidete Menschen. Das hatte von uns noch Niemand erlebt. So langsam wurde es Mittag, der Rennbetrieb wurde unterbrochen und am nahen Himmel tauchten historische Flugzeuge auf. Ein Lancaster Bomber aus dem zweiten Weltkrieg wurde von 2 britischen SPITFIRES eskortiert und eine amerikanische MUSTANG begleitete diese Formation. Die Flugzeuge drehten unermüdlich jeden Tag ihre Platzrunden und landeten auf einen eigens eingerichteten Flugplatz unweit der Rennstrecke. Etwa 20 historische Flugzeuge waren dieses Jahr ausgestellt und neben vielen Kampfflugzeugen der Royal Navy, stand dort auch eine DC 3 aus Norwegen und eine deutsche ALBATROS aus dem ersten Weltkrieg.
Es wurde Zeit für den 5 Uhr Tee. Auch der wurde hier angeboten. Allerdings war es gar nicht so einfach, zwischen den Menschenmassen einen geeigneten Platz zum Entspannen zu finden. Da hatten die Engländer mehr Phantasie. Neben Ihrem Picknickkorb, hatten sie auch Decken mitgebracht und machten es sich auf dem Rasen gemütlich. Es wurde langsam wieder Zeit, einem der vielen Rennen zuzuschauen. Es führte dieses Mal Rundenlang ein schneller Jaguar E Type, verfolgt von einer Armada von COBRAS und einem schnellen 330er FERRARI LM. Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell diese Autos sind. Diese Fahrzeuge werden nicht geschont! Auch die Motorräder ließen erahnen, wie flink sie in den 50er Jahren gewesen sein mussten. In einem besonderen Paddock standen die Highlights dieser Veranstaltung: 3 FERRARI 250 GTO, mindesten 10 250 SWB und LWB, in der normalen und in der Rennversion. Jedes Fahrzeug hat dabei einen Wert von 6-13 Millionen Euro. Seltene Vorkriegs ALFA ROMEOS vom 1750er ZAGATO bis zum schnellen P3 standen dort in Reih und Glied. Jede Menge Mc Laren M1A (Habe noch nie so viele gesehen!) und schnelle Aston Martin standen nebeneinander und das immens schnelle SHELBY Daytona Coupe war auch wieder dabei. Diese Fahrzeuge waren alle in einem Topzustand und da tat mir die eine oder andere Blessur und Beule schon leid, die sich diese faszinierenden Autos im Rennen eingefangen haben. Am Abend durchwanderten wir noch einmal das Gelände und hörten der BEATLES Coverband in einem der vielen Festzelte zu. Am Sonnabend war es so stark verregnet, dass wir Mittags nach Brighton zurück fuhren. Dafür war das Sonntagswetter ein Traum! Wir genossen noch einmal einen Tag lang diese wirklich besondere Atmosphäre. Ich meine, dass diese Veranstaltung auch für unsere Frauen etwas Besonderes wäre, und sie alleine am Outfit viel Spaß hätten. Im einen Punkt waren wir 7 uns am Sonntag absolut einig! Das war nicht das letzte Mal, dass wir beim Goodwood Revival gewesen sind.
Bevor am Montagabend unser Flieger nach Hannover startete, besuchten wir noch die Stadt Salisbury mit Ihrer gigantischen Kathedrale und machten einen Abstecher nach STONEHENGE, um uns auch diese einmalige Kultstätte anzuschauen. Das war wirklich eine klasse Geschichte!
Frank Erbeck